Donnerstag, 17. Februar 2005

Sehnsucht ...

Für Europa symbolisiert das Meer das Unbekannte, zur See zu fahren bedeutet Reisen und Abenteuer. Dieser Gedanke steht in keinem Zusammenhang mit der Wirklichkeit. Zur See zu fahren ist eine Bewegung, die eher einem Stillstand gleicht.

(schon wieder Peter Høeg)







ankommen ...
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Tiefenpsychologische Taxifahrt …

Wenn ich mit dem Taxi fahre, tue ich das, um möglichst bequem, schnell und sicher von A nach B zu kommen. Mehr nicht. Ich möchte weder unterhalten noch ausgefragt werden. Die momentan miese wirtschaftliche Situation der Taxifahrer an sich und die meines jetzigen Chauffeurs im Speziellen interessiert mich wenig bis gar nicht. Auch der durchschnittliche Gesundheitszustand der anderen Fahrgäste, die dieses Fahrzeug in der letzten Zeit benutzt haben, lässt mich eher kalt. Um das von vorneherein deutlich zu machen, setze ich mich immer auf den Rücksitz, beschreibe nach der knappen Begrüßung kurz das von mir gewünschte Ziel der Reise und schaue anschließend demonstrativ aus dem Fenster, um dem nach Aufmerksamkeit heischenden Blick im Rückspiegel zu entgehen. Immer. Auch gestern Abend.

Das hielt diesen Fahrer aber nicht davon ab, einfach mal drauflos zu reden: „Als ich gerade eben so Ihr Klingelschild las, habe ich mich gefragt, ob Sie wohl eine Schwester haben.“ Eigentlich keine richtige Frage, sondern mehr so ein laut ausgesprochener Gedanke, eher ein Selbstgespräch.
„Und ob sie vielleicht M. heißt …“

„Nein, sie heißt N.“

„Ihr Nachname ist ja nicht so sehr verbreitet.“

„Stimmt.“

„Ich war nämlich mal auf Brautschau im Internet. Und da war eine M., die mir gut gefiel. Wie sie aussah und was sie so schrieb. Sie erhörte mich aber nicht. Erst so nach meinem vielleicht 100sten Versuch hat sie dann doch geantwortet. Aber dann stellte sie auf einmal so komische Fragen, wie: „Wohnst du in O.?“ und „Heißt dein Sohn U.?“ Tja, da habe ich die ganze Zeit die Mutter eines Schulkameraden meines Sohnes angebaggert, ohne es zu wissen.“

„Ach.“

„Ja, tatsächlich! Und auf meinen Vorschlag, sich zu treffen, meinte sie nur, wir würden uns ja sowieso beim nächsten Elternabend sehen. Haben wir dann auch. Wir sind dann tatsächlich an diesem Abend noch zusammen etwas trinken gegangen. Das war ein sehr lustiger Abend. Aber irgendwie ist dann nichts weiter daraus geworden. Ich weiß auch nicht, wieso. Jetzt musste ich wieder an sie denken, als ich Ihr Klingelschild las. Vielleicht rufe ich sie einfach noch mal an.“

„Warum nicht.“

„Na ja, inzwischen habe ich ja eine andere Freundin. Auch aus dem Internet. Vor dieser war ich mit einer Frau zusammen, die mich immer am langen Arm verhungern ließ. Immer wieder hat sie mich weggeschickt. Das ist ja auch nicht nett. Da habe ich mich eben nach jemand anderem umgeschaut. Ist doch nur legitim. Wenn man mich wegschubst, gehe ich halt. Nach zwei Monaten hat sie sich dann wieder bei mir gemeldet und meinte, sie hätte sich das jetzt überlegt und sie wäre doch gerne mit mir zusammen. Das wüsste sie jetzt. Ich verstehe Frauen in dieser Hinsicht nicht.“

„Hm.“

„Jetzt war ich aber schon mit meiner jetzigen Freundin zusammen, deshalb hat die andere sehr heftig reagiert und war sauer, dass ich nicht wie selbstverständlich diese zwei Monate auf ihre Entscheidung gewartet habe. Aber das ist doch wirklich zu viel von mir verlangt. Also ehrlich. Sie ist dann heulend weggegangen und hat sich seitdem auch nicht mehr gemeldet.“

„Tja.“

„Vor drei Tagen habe ich mich leider mit meiner jetzigen Freundin heftig gestritten. Ich glaube, es geht zu Ende. Andererseits hat sie mich gestern gefragt, warum wir uns eigentlich gestritten haben. Ich weiß es auch nicht mehr. Vielleicht kommt ja doch alles wieder in Ordnung. Ansonsten rufe ich M. an. Oh, wir sind da. Ich wünsche einen schönen Abend.“

„Danke. Ebenso.“

„Ja, vielleicht wird es ja doch noch ein schöner Abend.“
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Immer wieder wunderbar ...

Mit einer Romanfigur Arthur Miller‘s den Abend zu verbringen, ist gar nicht so dramatisch, wie man denken sollte.

Ich habe das Gefühl, als wäre mein Leben immer noch irgendwie provisorisch.
Ich freue mich sogar schon auf das nächste Mal.

Vielen Dank, Willy Loman. Es war ein Vergnügen.
Ich hoffe, Sie hatten noch eine angenehme Reise ...
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