Versöhnlich soll mich mein
Horoskope für diese Woche stimmen, aber ...
Der Charmefaktor verbessert sich wieder (siehe letzte Woche), hier und da erreichen Sie Ihre Ziele schon wieder einfach mit einem Augenaufschlag, statt mit reeller Arbeit. Das hebt auch Ihre Stimmung und Sie wirken direkt wieder wie ein umgänglicher Zeitgenosse. Das sollten Sie unbedingt nutzen und den einen oder anderen etwas hängengebliebenen Kontakt mit Freunden wieder aufleben lassen. Je spaßorientierter desto besser.
... was das andere Geschlecht immer wieder verkennt, ist, dass ein richtig eingesetzter Augenaufschlag tatsächlich reelle Arbeit ist. Leider wird diese schwere und doch kreative Arbeit von dem Mann in der anderen Stadt schon aus Prinzip nicht honoriert ...
Desideria - 2009-07-13 16:37
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Irgendwie beruhigt es mich, dass ich mit meiner anscheinend unweiblichen Vorliebe für schweres, technisches Gerät nicht ganz
alleine bin, aber diese Sehnsucht scheint trotzdem unter Frauen nicht besonders verbreitet zu sein, denn ich habe bis jetzt noch keine Gleichgesinnte im Baumarkt getroffen, die mit glänzenden Augen vor den großen Motorsägen stand.
Die verschwindend geringe Frauenquote bei Kettensägenmassakern ist wohl Grund genug, dass nächste Woche bei meinem Waffenscheinerwerb für Motorsägen (die ohne Kabel, versteht sich) sogar die Presse anwesend sein wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass es doch Männer auf diesem Planeten gibt, die einem Bild von einer Frau, die ein großformatiges Mordgerät schwingt, durchaus etwas abgewinnen können und mit dieser nachvollziehbaren Schwäche die Auflage steigern. Wer weiß das schon.
Was mich aber besonders freut, ist, dass ich eine Freundin habe, die diese Leidenschaft mit mir teilt und wir bald gemeinsam eine offizielle Berechtigung haben,
das Waldsterben zu beschleunigen eine breite Schneise durch diese Männerdomäne zu schlagen …
Desideria - 2008-02-20 11:43
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Wieder mal habe ich das Billigticket ad absurdum geführt, da ich den Taxifahrer mit hohen Summen bestechen musste, damit er die beim Packen verlorene Zeit auf dem Weg zum Flughafen wieder aufholt. Mit nassen Haaren und ungeschminkt versteht sich. Flieger gerade noch trotz Ferienanfang erwischt, aber nur weil ich in der falschen (kürzeren) Schlange stand und mir ein jetzt schon genervter Wir-versuchen-das-Chaos-so-klein-wie-möglich-zu-halten-Helfer auf mein Blondsein ansprang und mir eine Bordkarte besorgte. Leider konnte er mir meinen Wunsch nach einem Fensterplatz nicht erfüllen, sodass ich eingequetscht zwischen der älteren Dame, die sehr nervös den Kopf hin- und herwarf, und dem obercoolen Anzugträger, der alle in der Sitztasche vorhandenen lesbaren Broschüren und Airlinepublikationen in Windeseile noch vor dem Start durchblätterte und dann ermattet einschlief, allerdings nicht ohne mit den Armen sein Revier großräumig auf beiden Armlehnen abzustecken, sitzen musste.
Ich bin von Haus aus nicht besonders sozial verträglich und es ist mir ein Graus, mich mit fremden Menschen über Nichtigkeiten unterhalten zu müssen. Deshalb verschanze ich mich so gut wie möglich hinter einem Buch oder anderen möglichst großformatigen Barrieren, damit niemand es wagt, mich anzusprechen. Diesmal war es Murakamis „Gefährliche Geliebte“ mit der ich die ältere Dame in Schach zu halten gedachte. Vergeblich.
„Entschuldigen Sie, kann ich Sie etwas fragen, wenn es nötig ist?“
Buch runter, Hajime hatte gerade auf dem Sofa von Shimamotos Eltern seine Liebe für klassische Musik entdeckt, gequältes Lächeln meinerseits: „Sicher.“ Was soll denn das überhaupt heißen: „...wenn es nötig ist“? Meint sie solche Fragen wie: „Wieso funktioniert meine Sauerstoffmaske nicht?“ oder „Was hat der junge Mann mit dem Maschinengewehr gerade gesagt?“. Na vielleicht gehört sie zu den bedauernswerten Menschen, die unter Flugangst leiden oder zum ersten Mal in einem Flieger sitzen und sich nicht erklären können, warum so viel Stahl nicht wie ein Stein vom Himmel fällt.
„Kommen Sie auch aus Hamburg?“
„Ja.“
„Oh, dann haben wir ja schon soo viel gemeinsam!“ lachte sie voller Glückseligkeit und ein wenig zu laut. Wenigstens behielt sie die Frage, ob ich zufällig auch nach Wien fliege, für sich. Gut, Buch wieder auf Schutzschildhöhe.
Zweidrei Seiten später, Hajime hat inzwischen die Schule gewechselt, werden wir mit einem kleinen Imbiss beglückt – Kuchen und Salat (tolle Kombination). Ich wiederhole geduldig die Fragen der Stewardess, klappe Ömchen den Tisch runter und zeige ihr das Milchpulver für ihren Kaffee. Weiterlesen.
Sie isst den Kuchen, verschmäht aber den Salat und versucht umständlich, die in den Deckel der Lunchbox integrierte Postkarte zu lösen, um den Lieben zu Hause die Werbebotschaft dieser Fluglinie nicht vorzuenthalten, ohne dabei die kleinen Plastikschalen mit den Essensresten vom Klapptisch zu kicken. Dann folgt ein nicht so Erfolg versprechendes Unterfangen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit den verschmähten Salat auf meine Hose katapultiert hätte, wenn ich nicht sofort eingeschritten wäre.
„Warten Sie, ich habe einen Stift griffbereit.“ Ein kurzer Griff in meine Tasche und ich reichte ihr 4 verschieden Schreibwerkzeuge. Um ihr Glück perfekt zu machen, bot ich ihr auch noch meinen, von mir verschmähten, Kuchen an. Sie wollte aber lieber, und das auch nur, wenn es mir wirklich nichts ausmachen würde, die Postkarte aus meiner Imbissschachtel für ihren Sohn, der vergessen hatte, ihr das Brot einzupacken, deshalb würde ihn der Mayonnaisenfleck, der meine Postkarte schon zierte, auch nicht stören, sondern nur noch klarer daran erinnern. Bitte sehr, kein Problem und den Kuchen noch dazu. Zurück zu Hajime, der inzwischen Shimamoto durch Izumi ersetzt hatte.
„Wissen Sie, durch ihre Herzlichkeit ist mein Krampf im Bein verschwunden.“ strahlte sie mich plötzlich an. Da bemühe ich mich mit allen Kräften, möglichst unnahbar oder wenigstens schlecht gelaunt zu wirken, damit man mich in Ruhe lässt und dann so etwas. Und das auch noch während Hajime seine ersten erfreulichen sexuellen Erfahrungen macht und dabei fast von seiner Tante in flagranti erwischt wird. „Schön.“ „Ja, Sie haben so eine Wärme, das habe ich gleich gespürt.“ „Aha…“ Ich kann ja verstehen, dass man ein wenig Wärme und Schutz sucht, wenn man zum ersten Mal alleine und von Flugangst gebeutelt so eine weite Strecke fliegt, aber warum ausgerechnet bei mir? Armes Ömchen! Hoffentlich muss ich sie nicht am Wiener Flughafen an die Hand nehmen. Schnell wieder das Buch auf Augenhöhe.
Der Rest des Fluges verlief verhältnismäßig ruhig, das Ömchen schrieb Postkarten in 4 verschiedenen Farben, Hajime wurde von Izumi schwer enttäuscht verlassen, so heiratete er eine andere und bekam mit ihr zwei Töchter, der coole Anzugträger wachte pünktlich kurz vor der Landung wieder auf und verteidigte jetzt wieder wach die Armlehnen, Hajime verwirklichte sich in der Gastronomie und da taucht endlich Shimamoto wieder auf, das arme Ömchen gibt mir die Stifte zurück und wir landen mit viel Gerumpel eher unsanft endlich in Wien.
„Damals in Afrika, als ich allein mit den zwei kleinen Kindern dort rumgeflogen bin, landeten die Maschinen noch viel unsanfter, aber da waren ja auch die Flugzeuge viel älter und viel, viel kleiner.“
„Aha…“
„Hach, der erste Flug heute war Dank Ihnen eine wahre Freude! Sie strahlen eine so große Herzlichkeit aus, das hat man selten. Bleiben Sie um Himmels Willen so!“
„Hm, danke. Sie fliegen noch weiter?“
„Ja, nach Chişinău. Ich kann doch als Hamburgerin auf keinen Fall den UI-CUP Auftakt vom HSV verpassen!“
Hach, tolle Frau!
Desideria - 2007-07-24 15:08
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Typisch weiblich bin ich meist nur, wenn es von Vorteil ist – für mich, versteht sich. Es fällt mir nicht sonderlich schwer, all meine profunden Kenntnisse über das Reifenwechseln bei Bedarf schlagartig zu verdrängen, wenn ein männliches Wesen in der Nähe ist. Als Gegenzug fungiere ich wunderbar bei allerlei Festivitäten als stumme Dekoration eines solchen, wenn es dafür etwas Anständiges zu essen gibt mit vollem Mund redet es sich eh so unschön. Kein Problem. Ebenso bin ich mir durchaus der erfreulichen Wirkung eines Dekolletés oder hoher Schuhe bewusst und setze diese Waffen schamlos ohne Scheu ein, wann immer ich es für angebracht halte. Diskriminierung hin oder her.
Doch dann gibt es einige Seiten an mir, die Männern wirklich Angst machen. Sie fühlen sich in ihrem ureigenen Revier bedroht und reagieren darauf äußerst verstört. Wirklich kein schöner Anblick. Um größere Unsicherheiten beim anderen Geschlecht zu vermeiden, versuche ich diese Vorlieben im Dunkeln zu halten und nur wenige Eingeweihte wissen überhaupt von deren Existenz.
Irgendetwas muss in meiner Kindheit schief gelaufen sein, dass mein Interesse überhaupt in diese Richtung abrutschen und solch eine Leidenschaft in mir entfachen konnte. Mein Herz schlägt schneller, wenn ich nur an all das schöne Zubehör denke oder mein Weg mich in die Nähe eines Spezialgeschäftes dafür führt. Mit gesenktem Blick schleiche ich dann durch die Gänge und streichle heimlich über die glitzernden Instrumente und die gewaltigen Geräte. Welch Möglichkeiten sich dort auftun! Einfach großartig.
Wenn ich nur ein Mann wäre, dann könnte ich diese Leidenschaft ohne Reue ausleben und mich sogar mit anderen stundenlang darüber austauschen. Bin ich aber nicht, deshalb hole ich meine starke Schlagbohrmaschine, meine scharfe Flex und meine geliebte Kettensäge nur bei besonderen Gelegenheiten aus ihrem Versteck und achte penibel darauf, dass kein Mann in der Nähe ist, dessen Weltbild ich zerstören könnte. Besser ist das …
Desideria - 2007-06-27 16:22
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Telefonat mit der Tante:
D: Hallo?!
T: Schätzchen?! Kann ich dich gleich zurückrufen? „Julia“ läuft gerade. Das ist der größte Scheiß, den ich je gesehen habe.
D: Warum schaust du es dir dann an?
T: Ich will doch wissen, wie es ausgeht!
D: …
Desideria - 2006-11-21 11:04
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Telefonat mit der frisch verliebten Freundin:
F: Wir mailen zur Zeit nur, weil es schwierig ist, eine Zeit zu finden, in der wir beide wach sind.
D: Hast du denn wenigstens ein Bild, das du anschmachten kannst?
F: Ja, praktischerer Weise sitzt er da auf einem weißen Kamel. So kann man genau sehen, wo der eine aufhört und der andere anfängt…
Desideria - 2006-11-17 12:01
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Besser kann ich die Ausstrahlung von
Joy auch nicht beschreiben und es war mir eine großes Fest, gestern "Happy Birthday" für sie zu singen, um ein wenig von der Freude, die sie versprüht, zurückgeben zu können...
(und aus demselben
Grund habe ich auch schon ein paar Stunden vorher dasselbe Lied gesungen.)
Desideria - 2006-06-12 11:38
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Also ich käme nie auf die Idee, mitten in der Nacht einen betrunkenen Mann von wo auch immer abzuholen, deshalb wird es hier wohl bei einer Promille-Grenze von 0,5 bleiben. Tut mir von Herzen Leid, meine Herren.
(Und diese Schmach muss ich auch noch von einem
Schweizer erfahren, tztztz...)
Desideria - 2006-02-02 10:52
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