W.A. war ja schon eine ganze Weile hinter mir her, ich bin aber nie auf seine Baggerversuche eingegangen, da sein Ruf nicht sonderlich - sagen wir - blütenrein war (was soll man auch von einem Porsche fahrenden Broker halten – jetzt mal im Ernst?!), was mich ja eigentlich nicht stört, ganz im Gegenteil, aber ich wollte wirklich nicht in Konkurrenz mit diesem Pornosternchen treten, das ständig in seinem Schlepptau hing und das mir bei jeder passend und unpassenden Gelegenheit um den Hals fiel, um mich unter kleinen, spitzen Schreien „Schätzchen!-Du-hast-doch-bestimmt-Rouge-dabei!-DU-MUSST-MICH-RETTEN!“ Richtung Toilette zu zerren. Ich hasse so etwas!!! Nun ja, seine Versuche, mich doch noch davon zu überzeugen, was für ein Wahnsinnsmann er doch wäre, liefen schon allein aus diesem Grunde ins Leere – aber er blieb hartnäckig. Ausdauer hatte er, das muss ich zugeben.
Irgendwann nahm meine Freundin A. aus D. die beschwerliche (und oft versprochene, aber niemals unternommene) Reise zu mir ins ferne M. auf sich, um mich schlussendlich doch mal zu besuchen. Um genau zu sein, brauchte sie eine Übernachtungsmöglichkeit in der fremden Stadt, da sie auf eine Party gehen wollte, zu der sie dieser tolle Mann (den sie in der letzten Woche kennen gelernt hatte) eingeladen hatte und der es wohl wert war, das halbe Land zu durchqueren, um seinem Ruf zu folgen. Damit ich mich nicht ausgenutzt fühlte, sollte ich mitkommen zu dieser Party, nicht zuletzt um auch meinen Segen auszusprechen, da A. vorhatte, eine eher langfristige Beziehung zu diesem ach so wundervollen Mann (da begütert) aufzubauen.
Es kam, wie es kommen musste:
Der wundervolle Mann stellte sich als W.A. höchst persönlich heraus und anstatt A. auf das Freudigste willkommen zu heißen, da sie doch die weite Reise ganz allein, um ihn zu sehen, unternommen hatte, riss er seine Augen erschreckt auf, als er mich so unerwartet an seiner Hausschwelle neben A. entdeckte und ging zu Boden. Er sank tatsächlich auf seine Knie, nahm meine Hände in die seinen und sprach: “DESIDERIA! Das ich das erleben darf. DU kommst zu meiner Party. Das hätte ich nie zu wünschen gewagt!“ stand wieder auf und führte mich (völlig sprachlos) zum nächsten Champagnerkübel. Für A. war der Abend irgendwie gelaufen …
W.A. war an diesem Abend hoch amüsant und so charmant (und das Pornosternchen war in die Verbannung geschickt worden), dass ich seinem (nicht mehr abzustellenden) Werben dann ein paar Wochen später doch nachgab. Und so lebten wir glücklich die nächsten drei Wochen miteinander in der großen Stadt und fuhren viel mit seinem schwarzen Lieblingsauto durch das Land, bis W.A. zu wichtigen Geschäften in eine noch größere Stadt über den großen Teich gerufen wurde für eine ebenso lange Zeit, wie wir sie schon gemeinsam verbringen durften.
Tja, so kam ich zu einem Auto (ich finde ja, dass so ein Porsche auch nur Frauen steht, bei Männern nimmt man doch sofort an, dass es als „Schwanzverlängerung“ herhalten muss, oder?!), das es so nur noch 4 x in diesem Land gab, da der Besitzer keine Mühen oder Geldaufwendungen gescheut hat, um diesem Wagen „einzigartig“ zu machen – so wie er eben auch selbst „einzigartig“ war.
Da ich sonst immer nur den kleinen Fiat oder den Firmenwagen, der intern „Schweineschüssel“ hieß, fuhr, genoss ich es unendlich, mit diesem Geschoss wichtigwichtig so oft wie möglich durch die Gegend zu fahren. Peinlich war nur, wenn ich vor der angesagtesten Bar parkte und die depperte Alarmanlage losging und sich ums Verrecken nicht von mir abstellen ließ, bis irgendein netter Herr sich aus der glotzenden Menge löste, um mir hilfreich zur Seite zu eilen. Wie gut, dass ich blond bin…
Nach ungefähr 2 Wochen lustigem DurchdieGegendRasen wurde es - ungemerkt von mir (Dank beheizbarer Sitze) - Winter. Eine kleine vereiste Stelle veranlasste mich, mit dem Wagen 8 Betonpfeiler aus der Erde zu reißen, bevor uns (das Geschoss und mich) ein großer Baum stoppen konnte. Die „Penisdehnung“ war plötzlich deutlich geschrumpft (platt bis zur Windschutzscheibe) und ich schnalle mich seit diesem, meinem ersten Unfall immer an, da die Gurte diesmal verhindert hatten, dass ich durch die Frontscheibe innige Bekanntschaft mit dem Baum machen konnte. So kann ich heute ein intaktes Gesicht ohne unschöne Zickzack-Verzierungen mein eigen nennen, denn meine einzigen Verletzungen waren ungesund weiche Knie.
Bis die Polizei eintraf, hielten 6 (in Worten: sechs) Menschen an, die den Schrott kaufen wollten, was mich aber auch nicht sonderlich aufheiterte. Auch die Bemerkung des Polizisten, der - nachdem ich ihn über den Besitzer des Wagens aufgeklärt hatte („Er gehört meinem Freund.“) - nur mit einem traurigen Blick auf die kläglichen Überreste meinte: “Ex-Freund!“, tröstete mich nicht wirklich.
Ich brauchte 3 Tage bis ich mich traute W.A., den gewaltsamen Tod seines Lieblingsspielzeuges bei seinen täglichen Anrufen über den großen Teich zu beichten (es hatte ja auch etwas von Kastration – irgendwie). Aber der Gedanke, dass er seinen Wutanfall doch besser in der großen Stadt mit dem vielen Wasser dazwischen bekommen sollte und nicht direkt vor mir, hat mich dann doch sprechen lassen. Er war eher sprachlos. Um genau zu sein: total verstummt. So etwas habe ich vorher noch nie bei ihm beobachten können. Nach circa einer Minute, brachte er dann doch einen Satz zustande: „Mein Anwalt ruft dich gleich an!“. Ob dieser Anstrengung und Seelenqual legte er danach sofort auf.
Der Anwalt verklagte mich nicht, wie von mir befürchtet, sondern regelte alles, verkaufte den Schrott noch mit Gewinn, W.A. schickte mir einen riesigen Blumenstrauß mit einem Kärtchen, auf dem „Schön, dass dir nichts passiert ist!“ stand und ich konnte mich endlich ein bisschen darüber freuen, dass ich überlebt hatte. Trotzdem wies mich W.A. nach seiner Rückkehr öfter daraufhin, dass es meine Schuld wäre, dass wir bei diesem schönen Wetter nicht offen fahren könnten, da es leider keine offenen Ferraris in der ganzen Gegend zu mieten gab. Tja, shit happens!
Jahre später, als W.A. und ich nicht mehr das Traumpaar waren, sondern uns aufgrund unterschiedlichster Ansichten bei der Zukunftsplanung einvernehmlich getrennt hatten, fragte er mich doch tatsächlich, ob ich nicht als Chauffeuse für ihn arbeiten wolle, er hätte für ein Jahr seinen Führerschein verloren und würde mir das dreifache von dem bezahlen, was ich jetzt verdienen würde. Ich habe Männer noch nie verstanden. Und habe dankend abgelehnt…
Desideria - 2004-11-08 16:21
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Dann drehte sich die Katze um, tappte ohne Skrupel oder Zögern ins Schlafzimmer, sprang anmutig aufs Bett, kuschelte sich zusammen und fiel offenbar sofort in den Schlaf der Gerechten. Das muss einer der Gründe sein, dachte ich vor dem Küchenfenster, warum so viele Menschen Katzen hassen.
(Kinky Friedman)
Desideria - 2004-11-08 03:44
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