Vom Christkind mit dem Engelshaar ...
oder "Immer Ärger mit die Blagen", wie man bei uns zu sagen pflegte.
Diesmal waren es nicht meine haarigen Blagen, die den Ärger machten, sondern die meiner Freundin. Um genau zu sein, war es nur einer der Rasselbande, die sie sich in den letzten Jahren zugelegt hatte, um eine Großfamilie zu simulieren. Seine Daseinsberechtigung in ihrem Hause verdankte er dem Umstand, dass sie glaubte, meine Lebensfreude würde aus dem Zusammenleben mit zwei eigensinnigen Monstern gespieen und diese ach so einfache Art der Depressionsbekämpfung wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Nur so furchtbar haaren wie meine Glücksbringer sollten sie bitte nicht.
Deshalb wurde auch mein Vorschlag, aus einem Tierheim das kuscheligste Waisenkind zu adoptieren, vehement abgelehnt und stattdessen die einschlägige Fachpresse konsultiert. Nach knapp 2 Monaten intensivsten Studiums kristallisierte sich eine Kurzhaar-Rassekatze heraus, die im Wesen und Charakter meiner Freundin recht ähnlich und deshalb kompatibel zu sein schien. Eine Adresse von einem Züchter mit frischem Nachwuchs war schnell gefunden.
Was uns dort, bewaffnet mit Katzenkorb, Kreditkarte und dem Willen, endlich Verantwortung für Schutzbefohlene zu übernehmen, erwartete, war nicht die von meiner Freundin erhoffte Elite-Herberge, sondern eher ein Ort, der bei uns den Raff-Reflex "Lass uns schnell retten, was aus diesem Elend noch zu retten ist und dann nix wie weg hier!" auslöste.
Noch unter Schock wurde schnell das nötige Equipment für ein neues Leben in ordentlichen Verhältnissen auf St. Pauli von der neuen Pflegemutter besorgt, indem sie mitten in der Hamburger Innenstadt an diesem Samstagnachmittag mit ihrem Wagen die Einfahrt eines Parkhauses blockierte und mich mit zwei Schreihälsen im Arm und Korb und dem Vorschlag, doch solange um den Block zu fahren, zurückließ.
Das war der Moment, an dem ich erkannte, dass mehr schief laufen sollte, als es sich bis jetzt abzeichnete. Als ich dieses winzige Wesen, das ich aus dem Kleiderhaufen in dieser Hölle gefischt hatte, durch liebevolles Streicheln beruhigen wollte, bemerkte ich ein für diese exquisite Rasse doch recht ungewöhnlich langes Haarkleid. Somit war die Voraussetzung für unabdingbaren Liebe schon nicht mehr gegeben. Ich ahnte Schreckliches, behielt aber meine Befürchtungen für mich. Dumm gelaufen, von Anfang an. Doch trotz aller falschen Vorbedingungen haben sich die beiden, langhaarig oder nicht, in kürzester Zeit in das Herz meiner Freundin geschnurrt und sind da auch nicht mehr herauszubekommen.
Aber zurück zum eigentlichen Ärger: Einer dieser inzwischen sehr, sehr großen Siamkater, und zwar derjenige, der einem explodierten Mopp nicht unähnlich ist, dachte sich wohl, dass Weihnachten ja bekanntlich die beste Zeit ist, um endlich mal wieder eine Notarztpraxis zu besuchen. So fraß er in einem unbeobachteten Moment das Engelshaar aus der Festtagsdekoration, welches Stunden später seine Eingeweide auf dem Röntgenbild schön leuchten ließ. „Solche „Christkinder“ haben wir öfter zu Weihnachten.“ sprach der Arzt, schlitzte dem Kater noch rechtzeitig den Bauch von vorne bis hinten auf und überreichte meiner vor Gram völlig verstörten Freundin die Rechnung über 500 Goldmünzen.
Ich glaube ja nicht mehr so richtig ans Christkind, aber wenn ich so sehe, dass mein Rocker auch vor rostigen Nägeln nicht zurückschreckt und auch sonst alles, was in seine Schnauze passt, runterschluckt, dann halte ich es nicht mehr für völlig unwahrscheinlich, dass er sich eines Tages auch in ein Christkind verwandelt. Ich lege prophylaktisch schon mal ein paar Goldmünzen zur Seite …
Diesmal waren es nicht meine haarigen Blagen, die den Ärger machten, sondern die meiner Freundin. Um genau zu sein, war es nur einer der Rasselbande, die sie sich in den letzten Jahren zugelegt hatte, um eine Großfamilie zu simulieren. Seine Daseinsberechtigung in ihrem Hause verdankte er dem Umstand, dass sie glaubte, meine Lebensfreude würde aus dem Zusammenleben mit zwei eigensinnigen Monstern gespieen und diese ach so einfache Art der Depressionsbekämpfung wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Nur so furchtbar haaren wie meine Glücksbringer sollten sie bitte nicht.
Deshalb wurde auch mein Vorschlag, aus einem Tierheim das kuscheligste Waisenkind zu adoptieren, vehement abgelehnt und stattdessen die einschlägige Fachpresse konsultiert. Nach knapp 2 Monaten intensivsten Studiums kristallisierte sich eine Kurzhaar-Rassekatze heraus, die im Wesen und Charakter meiner Freundin recht ähnlich und deshalb kompatibel zu sein schien. Eine Adresse von einem Züchter mit frischem Nachwuchs war schnell gefunden.
Was uns dort, bewaffnet mit Katzenkorb, Kreditkarte und dem Willen, endlich Verantwortung für Schutzbefohlene zu übernehmen, erwartete, war nicht die von meiner Freundin erhoffte Elite-Herberge, sondern eher ein Ort, der bei uns den Raff-Reflex "Lass uns schnell retten, was aus diesem Elend noch zu retten ist und dann nix wie weg hier!" auslöste.
Noch unter Schock wurde schnell das nötige Equipment für ein neues Leben in ordentlichen Verhältnissen auf St. Pauli von der neuen Pflegemutter besorgt, indem sie mitten in der Hamburger Innenstadt an diesem Samstagnachmittag mit ihrem Wagen die Einfahrt eines Parkhauses blockierte und mich mit zwei Schreihälsen im Arm und Korb und dem Vorschlag, doch solange um den Block zu fahren, zurückließ.
Das war der Moment, an dem ich erkannte, dass mehr schief laufen sollte, als es sich bis jetzt abzeichnete. Als ich dieses winzige Wesen, das ich aus dem Kleiderhaufen in dieser Hölle gefischt hatte, durch liebevolles Streicheln beruhigen wollte, bemerkte ich ein für diese exquisite Rasse doch recht ungewöhnlich langes Haarkleid. Somit war die Voraussetzung für unabdingbaren Liebe schon nicht mehr gegeben. Ich ahnte Schreckliches, behielt aber meine Befürchtungen für mich. Dumm gelaufen, von Anfang an. Doch trotz aller falschen Vorbedingungen haben sich die beiden, langhaarig oder nicht, in kürzester Zeit in das Herz meiner Freundin geschnurrt und sind da auch nicht mehr herauszubekommen.
Aber zurück zum eigentlichen Ärger: Einer dieser inzwischen sehr, sehr großen Siamkater, und zwar derjenige, der einem explodierten Mopp nicht unähnlich ist, dachte sich wohl, dass Weihnachten ja bekanntlich die beste Zeit ist, um endlich mal wieder eine Notarztpraxis zu besuchen. So fraß er in einem unbeobachteten Moment das Engelshaar aus der Festtagsdekoration, welches Stunden später seine Eingeweide auf dem Röntgenbild schön leuchten ließ. „Solche „Christkinder“ haben wir öfter zu Weihnachten.“ sprach der Arzt, schlitzte dem Kater noch rechtzeitig den Bauch von vorne bis hinten auf und überreichte meiner vor Gram völlig verstörten Freundin die Rechnung über 500 Goldmünzen.
Ich glaube ja nicht mehr so richtig ans Christkind, aber wenn ich so sehe, dass mein Rocker auch vor rostigen Nägeln nicht zurückschreckt und auch sonst alles, was in seine Schnauze passt, runterschluckt, dann halte ich es nicht mehr für völlig unwahrscheinlich, dass er sich eines Tages auch in ein Christkind verwandelt. Ich lege prophylaktisch schon mal ein paar Goldmünzen zur Seite …
Desideria - 2005-12-29 12:56
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