Der Weg ist das Ziel ...
Großraumwagen sind wie Wohnblocks. Zu viele Menschen auf zu engen Raum, die alle versuchen, das Unmögliche zu schaffen: sich gegenseitig zu ignorieren.
Jeder versucht es anders. Die meisten verschanzen sich hinter Büchern oder Zeitungen, hören Musik, sehen Filme aus unterschiedlichsten elektronischen Geräten oder tun einfach so, als ob die anderen nicht existent wären, vorzugsweise durch lautes Reden am Telefon.
Nicht jeder verträgt diese Anhäufung von unterschiedlichen Bedürfnissen auf engstem Raum. Der Mann schief gegenüber hat schon Ohropax in den Ohren, damit er einfach nur weiter lesen kann, ohne die etwas monoton geratenen, selbst gedichteten Lieder des 5jährigen einen Sitz weiter nicht in das anspruchsvolle Buch mit einfließen zu lassen. Ich bewundere seine Geduld und vor allen Dingen, seine Voraussicht, die Ohrstöpsel überhaupt mitgenommen zu haben. So wichtige Dinge lasse ich leider immer zu Hause liegen. Das Lied des Kleinen ist lang und durchaus dazu geeignet, meine Gewaltfantasien Realität werden zu lassen. Ich bin eben nicht mit Amok-Präventionen gesegnet, deshalb gelingt mir die Flucht in meine heile Traumwelt nur sehr bedingt.
Buch weglegen. Hat keinen Sinn. Kopfhörer als Ohropaxersatz aufsetzen. Versuchen, mit der Musik aus der Sitzlehne des ICEs das hyperaktive Goldkehlchen zu übertönen. Blöde Idee. Nena. Himmel hilf!
Um auch andere Sinne zu beglücken, packt die Nonne vor mir hart gekochte Eier aus und verspeist diese in bewundernswerter Langsamkeit, als wenn sie ein persönliches Geschenk von ihrem „Angetrauten“ wären. Nun, vielleicht ist es ja auch so. Sie lassen mich trotzdem die Nase rümpfen. Was sie wohl über ihre endlos telefonierende Sitznachbarin denkt, die den ganzen Wagon an ihrer Beziehungskrise teilhaben lässt? Nach Sätzen „Wenn du sagst, dass du mich auseinander nimmst, falls ich es wagen sollte, wieder nach Hause zu kommen, dann kriege ich schon Angst, Mario. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie du den Tisch zertrümmerst hast.“ und „Ja, gut, ich rufe meinen Bruder an und sage ihm, er soll aufhören, dich zu bedrohen.“ wird sie wohl die Vielweiberei ihres Angebeteten verzeihen und weiterhin dankbar für hart gekochte Eier sein. Aber wer weiß das schon.
Dann hieve ich mein Gepäck, das ich vorher als Barrikade missbraucht habe, zwischen die Sitzreihen, um einer älteren Frau Platz zu machen, es ist aber trotzdem noch eng. „Besser schlecht gesessen, als gut gestanden!“ lacht sie mich nervös an, setzt sich ohne sich anzulehnen, so als müsse sie jeder Zeit aufspringen können und umklammert ihre Handtasche. Ja, ja, der Weg ist das Ziel. Wer’s glaubt, wird selig und ist - im Gegensatz zu mir - wahrscheinlich fähig, das Leben in vollen Zügen zu genießen...
Jeder versucht es anders. Die meisten verschanzen sich hinter Büchern oder Zeitungen, hören Musik, sehen Filme aus unterschiedlichsten elektronischen Geräten oder tun einfach so, als ob die anderen nicht existent wären, vorzugsweise durch lautes Reden am Telefon.
Nicht jeder verträgt diese Anhäufung von unterschiedlichen Bedürfnissen auf engstem Raum. Der Mann schief gegenüber hat schon Ohropax in den Ohren, damit er einfach nur weiter lesen kann, ohne die etwas monoton geratenen, selbst gedichteten Lieder des 5jährigen einen Sitz weiter nicht in das anspruchsvolle Buch mit einfließen zu lassen. Ich bewundere seine Geduld und vor allen Dingen, seine Voraussicht, die Ohrstöpsel überhaupt mitgenommen zu haben. So wichtige Dinge lasse ich leider immer zu Hause liegen. Das Lied des Kleinen ist lang und durchaus dazu geeignet, meine Gewaltfantasien Realität werden zu lassen. Ich bin eben nicht mit Amok-Präventionen gesegnet, deshalb gelingt mir die Flucht in meine heile Traumwelt nur sehr bedingt.
Buch weglegen. Hat keinen Sinn. Kopfhörer als Ohropaxersatz aufsetzen. Versuchen, mit der Musik aus der Sitzlehne des ICEs das hyperaktive Goldkehlchen zu übertönen. Blöde Idee. Nena. Himmel hilf!
Um auch andere Sinne zu beglücken, packt die Nonne vor mir hart gekochte Eier aus und verspeist diese in bewundernswerter Langsamkeit, als wenn sie ein persönliches Geschenk von ihrem „Angetrauten“ wären. Nun, vielleicht ist es ja auch so. Sie lassen mich trotzdem die Nase rümpfen. Was sie wohl über ihre endlos telefonierende Sitznachbarin denkt, die den ganzen Wagon an ihrer Beziehungskrise teilhaben lässt? Nach Sätzen „Wenn du sagst, dass du mich auseinander nimmst, falls ich es wagen sollte, wieder nach Hause zu kommen, dann kriege ich schon Angst, Mario. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie du den Tisch zertrümmerst hast.“ und „Ja, gut, ich rufe meinen Bruder an und sage ihm, er soll aufhören, dich zu bedrohen.“ wird sie wohl die Vielweiberei ihres Angebeteten verzeihen und weiterhin dankbar für hart gekochte Eier sein. Aber wer weiß das schon.
Dann hieve ich mein Gepäck, das ich vorher als Barrikade missbraucht habe, zwischen die Sitzreihen, um einer älteren Frau Platz zu machen, es ist aber trotzdem noch eng. „Besser schlecht gesessen, als gut gestanden!“ lacht sie mich nervös an, setzt sich ohne sich anzulehnen, so als müsse sie jeder Zeit aufspringen können und umklammert ihre Handtasche. Ja, ja, der Weg ist das Ziel. Wer’s glaubt, wird selig und ist - im Gegensatz zu mir - wahrscheinlich fähig, das Leben in vollen Zügen zu genießen...
Desideria - 2006-10-04 21:50
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