Mittwoch, 9. Februar 2005

Snooker ...

Wenn ich einen Snooker Cup live im Fernsehen verfolge, ist das kein gutes Zeichen. Wirklich nicht.

Meistens bin ich beim Durchzappen der traurigen Fernsehlandschaft dort hängen geblieben, kurz nachdem ich mich gefragt habe, ob wirklich noch andere Menschen außer Pädophile zur Zielgruppe dieses Puppen-Verkaufsformates mit der Barbie-Blonden, die den armen Dingern ständig verkaufsfördernd unter den Rock fasst und ihnen dabei Kosenamen aus der Kleintierwelt gibt, gehören. Diese Sendung verstört mich fast so wie diese eigenartige Verkaufsshow, in der sich übergewichtige Frauen freiwillig in champagnerfarbenen hautfarbenen Stretch-Quetsch-Schläuchen vor eine Kamera stellen. Soo gut kann das gar nicht bezahlt werden. Da muss eine andere, sich mir nicht erschließen wollende, Motivation dahinter stecken. Ich tippe auf eine Abart des sonst verbreiteten Exhibitionismus.

Wenn ich dann auf der Flucht beim Sport gelandet bin und auch noch ein Snooker Cup live übertragen wird, scheint die Welt wieder gerade gerückt worden zu sein. Der Snookertisch wird meist aus der Vogelperspektive gezeigt, so dass dieses Grün der Tischbespannung (neuerdings aus einem noch „widerstandsloserem“ Material, damit die Kugeln nahezu schwerelos über das Tuch gleiten können) beinahe den ganzen Bildschirm ausfüllt und eine ungemein beruhigende Wirkung auf mein immer noch verstörtes Ego hat.

Der Kommentator spricht nicht, er flüstert, auch um den Spieler nicht in seiner Konzentration zu stören. Die Zuschauer halten den Atem an und applaudieren nur am Ende eines Spiels. Fast wie in der Oper. Derjenige, der die versenkten Kugel aus dem Netz holt und wieder auf den Tisch legt, trägt Handschuhe, um die empfindliche Oberfläche nicht durch etwaige Schwitzefinger in ihrem natürlichem Drive zu beeinträchtigen. Alles ist leise und gedämpft. Niemand schreit mich an, ich solle dies oder jenes kaufen, da ich es ganz dringend bräuchte. Nur dieses sanfte Aneinanderklacken der Kugeln ist zu hören und ich werde von einer Sekunde zur anderen in meine Vergangenheit katapultiert. Man sollte dann sicherheitshalber mein Blickfeld nicht kreuzen oder dumme Fragen stellen, wie zum Beispiel, was ich denn da um alles in der Welt eigentlich mache. Böser Fehler. Ganz böser Fehler.
snooker
Zum besseren Verständnis: Ich hasse Snooker. Von ganzem Herzen. (John Higgens führt 3:1 ...). Das habe ich W. zu verdanken, der in mein Leben und an meine Theke, die ich zu dieser Zeit als Bühne, Schutzwall und Geldmaschine nutzte (Studiengebühr hin oder her – wo nichts ist und auch nicht gewährt wird, ist Eigeninitiative gefragt) mit einem unverschämten Lächeln und den etwas überstrapazierten Worten: "I love you." trat.

Ja, ja, Modemesse! Männliche Models (die weiblichen lasse ich jetzt mal weg) aus aller Welt und zwar auf der Jagd. Nichts Neues. Und nächste Woche wieder am anderen Ende der Welt mit dem gleichen Text. Kein Problem.

Aber der Mensch ist nur bedingt auf der Hut, wenn seine Sinne gestreichelt werden (Peter Høeg). Und wie auch Darwin feststellte: Das Verlangen nach Bestätigung und Lob ist im Instinkt verwurzelt. Und er wiederholte seine kühne Behauptung. Mehrfach. 3 Abende lang. Ich war einigermaßen beeindruckt (außerdem drohte das Ende der Modemesse, und damit auch das Verschwinden sämtlicher männlicher Schönheiten in die unerreichbaren Fernen der großen, weiten Welt). Also - carpe noctem – gab ich seinem Flehen nach und verabredete mich mit ihm auf einen Drink nach meinem Job.

Dann ging alles ziemlich schnell. Wir tauschten schon nach zwei Tagen unsere Partner aus:

- er die „Kameliendame“ aus der Fotogeschichte in Spanien gegen die blonde Barschlampe aus Good Old Germany
- ich das Karrierewunder aus dem Werbewelt gegen den durchgeknallten Cowboy aus Canada

Die nächsten 3 Jahre waren sehr – ähem - "emotionsgeladen".
Oft habe ich mir gewünscht, unser gemeinsames Leben wäre ein Snookerspiel: er die weiße Kugel, ich die schwarze und die farbigen seien unsere Probleme – mit verschieden hohem Zerstörungspotential hohen Punktzahlen. Er, der rettende Ritter, der die Probleme ins Dunkle verbannt, ich, die Prinzessin mit der höchsten Punktzahl, die immer wieder ins Spiel kommt, auch wenn sie doch mal ins Abseits gerät.

Doch das Leben ist kein (Snooker-)Spiel. Auch wenn mein Ritter mehr Zeit an diesem grünen Tisch als in unserer gemeinsamen Burg verbrachte. Irgendwann wurde auch mir klar, dass zum Schluss nur die weiße Kugel übrig bleibt und zwar nachdem sie die schwarze vom Spielfeld verbannt hat.

Seitdem kann ich Snooker nicht mehr leiden.
Snookerspieler übrigens auch nicht mehr …

P.S.: Stephen Hendry hat mit 9:7 gegen Graeme Dott den Malta Cup gewonnen.
8170

Montag, 7. Februar 2005

Seelenheil ...

Mir geht es mit der Einsamkeit wie anderen mit dem Segen der Kirche. Sie ist für mich ein Gnadenlicht. Ich mache nie hinter mir die Tür zu, ohne mir bewusst zu sein, dass ich damit für mich eine Tat der Barmherzigkeit vollbringe.


(Smilla durch Peter Høeg)
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Samstag, 5. Februar 2005

Unheimliche Krankheit ...

Ich weiß nicht, was vor 2 Jahren der Auslöser dieser unheimlichen Krankheit war (wahrscheinlich haben aus einer Schnapslaune heraus einige durchgeknallte (graue) Wahnsinnige ein paar irrsinnige Ideen zusammengemixt (wahrscheinlich in einem harmlosen Wiener Gasthof, obwohl eine Berliner Untergrund-Bar wohl besser gepasst hätte ;) und *PUFF* war das Unheil geboren, ohne dass ihnen so richtig bewußt war, was sie da anrichteten. Diese höchst ansteckenden Unheil-Erreger verbreiteten sich rasend schnell, aber immer im Untergrund und deshalb blieb dieser heimtückische Befall auch meist unerkannt, wie so vieles Böse.

Nur ein Jahr später hat es auch mich erwischt. Ganz genau vor einem Jahr. Ohne es zu wollen. Das will ich hier noch mal mit aller Deutlichkeit festhalten. Aber das scheint vielen so ergangen zu sein. Ich befinde mich in illusterer Gesellschaft, durchaus. Und alle tun so, als ob sie bestens mit dieser Krankheit zurecht kämen. Sie feiern sogar. Unglaublich.

Aber was soll man auch tun? Außer zu versuchen, sich mit der Situation anzufreunden? Und mal ganz ehrlich und unter uns: das bisschen Zeit und Herzblut, was man investieren muss, um am Leben zu bleiben, kann doch wohl jeder entbehren, oder ?!?

Inzwischen möchte ich auch die Symptome (z. B. dieses affige Grinsen im Gesicht) nicht mehr missen. Die heimlichen Treffen sowie die anonymen Gruppensitzungen mit anderen Infizierten haben mich darin bestärkt, dass ich nicht sonderlich abartig bin und sofort weggesperrt werden sollte. Nein, nein. Es ist sogar möglich, mich wieder in die normale Gesellschaft zu integrieren. Falls ich das jemals wollte. Also theoretisch. Mit viel Geduld. In ferner Zukunft ...

Ich mache aber mal hier und jetzt einen Versuch und reagiere völlig normal und mit entsprechendem Übermut und sogar Ausgelassenheit:

VOR GENAU EINEM JAHR HABE ICH ANGEFANGEN, HIER RUMZUSCHREIBEN.

Meine Sucht hat Geburtstag. Es tut gar nicht weh.
Nur manchmal. So wie Verliebtsein wehtut ...

Danke ! Danke !! Danke !!!
2763

Freitag, 4. Februar 2005

TGiF ...

mal wieder Zeit für Giraffen-Content
Fernweh 4
1668

Catch 22 ...

Doch sag' ich ihm, dass er die Schmeichler hasst,
bejaht er es, am meisten dann geschmeichelt.


(Julius Cäsar)
1124

Donnerstag, 3. Februar 2005

Lokalpatriotismus ...

angesichts der verheerenden
Unwetter in Sydney + Melbourne
habe ich mein Fernweh
(und die Tourbusse)
bis auf weiteres gecancelt und
halte hier und jetzt die Fahne
für dieses kalte Fleckchen Erde
hoch:
Patriotismus
jaja, ich Fähnchen im Wind ...
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