Nach einer Woche Renovierungsarbeiten wegen Wasserschaden in meinem trauten Heim wieder zurück im Büro erfahre ich als erstes, dass meine Kollegin krank ist. Also versuche ich heute nicht nur die meterhohen Stapel auf meinem Schreibtisch zu dezimieren, sondern mich gleichzeitig auch noch zu teilen, damit mir die doppelte Arbeit leichter von der Hand geht. An meinem Schreibtisch angekommen, muss ich mit Entsetzen feststellen, dass das Allerschönste an meinem Büro nicht mehr existent ist. Die sensationelle Aussicht ist weg, dafür ein hässliches Gerüst mit einer noch hässlicheren Plane da. Zu allem Übel rennen auch noch stachelige Männerbeine oder wahlweise am unteren Rand mit den Augen zwinkernde Männerköpfe am Fenster vorbei. Als ob mich das aufheitern könnte. Kaum vorbeigelaufen, beginnen sie auf andere Weise auf sich aufmerksam zu machen. Und das wirkt jetzt tatsächlich: 4 (in Worten: vier!) Presslufthämmer bearbeiten seit heute Morgen die Außenwand meines Büros. Das hat auch positive Effekte: 1.) meine Füße genießen eine Dauermassage und 2.) ich kann morgen frei machen, da ich so heiser sein werde, dass mich eh keiner verstehen würde. Dummerweise haben diese niedlichen Werkzeuge sich bald bis zu meinem Nervenzentrum durchgehämmert. Das hat immer so unschöne Konsequenzen. Ich ahne Schreckliches. Was kriegt man eigentlich für Massenmord im Affekt ? Ich müsste nur das Fenster plötzlich aufreißen …
Desideria - 2005-09-12 11:29
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dass meine Freundin an diesem Tag ausnahmsweise nicht in ihrem Büro sein mußte, sondern einen Block weiter in ihrer Wohnung sein konnte, um die Einladungen zu ihrer Hochzeit zu schreiben, sie allerdings damit aufhörte, als sie aus ihrem Fenster sah und miterlebte, wie zwei Flugzeuge in eine fatale Richtung flogen ...
(es war so wunderbar, ihre Stimme nach vielen erfolglosen Versuchen am Telefon zu hören)
Desideria - 2005-09-11 19:50
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Der Mut und ich waren noch nie dicke Freunde, obwohl auf meiner Seite durchaus Bewunderung für ihn vorhanden war. Es gab Zeiten, da habe ich ihn sogar heimlich angehimmelt. Doch da der Mut viel zu viele Anbeter hat, bin ich wohl in der Menge untergegangen. Manchmal frage ich mich, ob mein Leben anders verlaufen wäre, wenn der verehrte Herr Mut mich beachtet oder gar erhört hätte. Vielleicht wäre ja etwas von seinem Charisma auf mich übergegangen und ich hätte etwas Weltbewegendes oder wirklich Wichtiges zustande gebracht. (By the way: Ist das Geheimnis der Photosynthese eigentlich schon 100%ig entschlüsselt worden?)
In meiner Verzweiflung (wie man weiß, führt diese Gefühlsregung zu manch unüberlegter Handlung) versuchte ich mein Glück bei seinem zwielichtigen Bruder, Herrn Risiko, der sich auch nicht lange zierte und mich mit offenen Armen willkommen hieß. Es folgte ein Zeit, die nicht immer harmonisch, dafür aber spannend und nie langweilig war.
Herr Risiko und ich haben uns zwar oft gestritten, da ich gerne den Weg des geringsten Widerstandes gehe, er sich aber lieber mit der Machete durch das gefährliche Dickicht schlägt oder von schwindelerregend hohen Klippen springt. Aber mal ganz ehrlich: dabei wäre mir sein Bruder als Weggefährte wirklich lieber gewesen.
Die beiden hatten sowieso ein etwas angespanntes Verhältnis. Obwohl sie in einen Haus lebten, war die Beziehung der ungleichen Brüder immer durch Meinungsverschiedenheiten getrübt. Selbst ihr gemeinsamer Freund, Herr Hiob, der immer wieder zwischen beiden zu vermitteln versuchte, gab irgendwann auf und wanderte betrübt in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus, wo er allerdings überraschend schnell neue Freunde fand. Wie ich hörte, läuft seine Firma "ALLES WIRD GUT! LTD." ganz hervorragend, seit er sich mit Herrn Ignoranz und Herrn Größenwahn zusammengetan hat. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Und ich?! Ich bin immer noch hier und traue mich nicht, den durchaus logischen Argumenten des Herrn Konsequenz Glauben zu schenken, der schon seit einiger Zeit öfter mal bei mir vorbeischaut und mir seine Hilfe anbietet, während Herr Risiko in diese Zeit mal wieder versucht, der Welt den ultimativen Kick zu entlocken. Aber was ist, wenn auch Herr Konsequenz flunkert und nur mit sehr schön glitzerndem Tand lockt und der nächste Käfig einfach nur noch goldener ist?
Ach, mir fehlt heute einfach der Mut zum Risiko.
Morgen vielleicht ...
Desideria - 2005-09-11 15:13
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Desideria - 2005-09-09 10:01
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herrscht solch Harmonie zwischen dem kleinen Kampfknutscher und dem großen Glücksdrachen. Doch manchmal ist die Welt einfach in Ordnung ...
Desideria - 2005-09-08 16:26
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und ich suche unter den Decken, die die Maler in meiner Wohnung ausgelegt haben, um nicht auch so große Schäden wie das Wasser, das durch das Dach gekommen ist, letztens, zu hinterlassen, hektisch nach dem Hörer.
- Hallo?!
- Weißt du, was heute für ein Tag ist?
- Dienstag.
- Ja. Und?
- Meine Cousine in Vancouver hat Geburtstag.
- Ja. Und?
- Woher weißt du das?
- Du hast es doch gerade erzählt!
- Ich bin mir aber nicht sicher, ob ihr Geburtstag heute ist oder vielleicht schon gestern war.
- Heute! Ich bin mir ganz sicher. Und?
- Irgendein amerikanischer Feiertag?
- Nein!
- Was denn dann? Ich habe nicht die geringste Ahnung.
- Heute, genau vor einem Jahr, haben wir uns kennengelernt !!!
- Elektronisch??!
- Ja!
Ach, wie schön ...
Auf immer und ewig!
Desideria - 2005-09-06 21:47
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