Es gibt Lebewesen, die ich aus tiefstem Herzen bewundere, weil sie ihr einmal gestecktes Ziel unbeirrbar trotz widrigster Umstände verfolgen. Koste es, was es wolle.
Wenn mein Vorhaben auf Anhieb nicht klappt, wende ich mich beleidigt anderen Dingen zu oder werfe wahlweise den Grund meines Unbehagens gegen die Wand, was ein weiteres Miteinander meist unmöglich macht.
Das sind die guten Tage, an schlechten Tagen gehöre ich zu den abwägenden Zauderern, die den Weg der geringsten Widerstände bevorzugen, was mich noch mehr ärgert und mich meinem Ziel keinen Schritt näher bringt.
Dann beneide ich diejenigen, die konsequent bei der Sache bleiben, selbst wenn sie immer wieder von vorne anfangen müssen. Böse Zungen behaupten, dass hätte nichts mit eifriger Zielstrebigkeit zu tun, sondern wäre einfach nur pure Sturheit, aber der Volksmund sagt, dass Hartnäckigkeit zum Ziele führt.
Gestern durfte ich wieder solch hartnäckige Sturheit bewundern. In der Regenrinne unter meinem Küchenfenster versuchte zum gefühlten hundertsten Mal, ein Taubenpaar turtelnd ein Nest zu bauen. Sie schienen sich weder von den gierigen Blicken nicht nur meiner zwei Kater am Fenster einschüchtern, noch von der Tatsache, dass eine Regenrinne ein denkbar ungünstiger Brutplatz in einer durchaus regenreichen Gegend ist, beeindrucken zu lassen.
Selbst der wiederholte Verlust des Nestes durch Regen und Sturm in den vergangenen Jahren, hielt die beiden nicht davon ab, an genau der gleichen Stelle kleine Stöckchen ineinander zu stecken und für den gemeinsamen Nachwuchs auszupolstern.
Meist ist die Brutstätte schon wieder zerstört, bevor das erste Ei gelegt ist, aber diesmal verfolgen die beiden wohl eine neue Strategie und so lag heute Morgen schon der erste Nachwuchs zwischen den losen Stöckchen des Nestrohbaus.
Ich ziehe den Hut vor so viel
Mut Risikobereitschaft.
Letztes Jahr gelang es den beiden sich über 3 Eier zu freuen, aber innerhalb von wenigen Tagen, freute sich eine Elster noch viel mehr darüber. Und das war auch nicht
das erste Mal.
Ich bin wirklich gespannt, ob das Ei heute Abend noch in der Regenrinne liegt . Hoffentlich hat es bis jetzt nur Gesellschaft von Artgenossen bekommen.
Auch wenn ich persönlich dieses Durchhaltevermögen nie an den Tag legen würde, macht es natürlich Sinn, dass diese zielstrebigen Kreaturen immer und immer wieder versuchen, eine Familie zu gründen, schließlich wollen auch Elstern etwas essen, aber aus der Sicht der Turteltauben ist das Ganze doch eher frustrierend. Finde ich jedenfalls, aber sie machen immer weiter.
Nun ja, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt …