Mittwoch, 9. Juli 2008

Schneller Wechsel ...

Hamburg hat nicht nur ein Gesicht, sondern ändert, ähnlich wie Dr. Jekyll and Mr. Hyde, zu bestimmten Stunden sein Antlitz. Der Fischmarkt frühmorgens und die Reeperbahn nachts um halb eins, gelten zwar als typisch Hamburg, haben aber nicht denselben Charakter, obwohl es immer wieder Überschneidungen gibt, etwa wie bei Ebbe und Flut. Hamburg im Regen ist eine ganz andere Stadt als in der Sonne. Tagsüber gehört die Stadt anderen Menschen, als nachts. Aber wie in jeder Stadt folgen diese Wesensänderungen einem bestimmten Rhythmus, eben wie Ebbe und Flut.

So begegne ich jedes Mal beim morgendlichen Laufen denselben Personen und weil dem so ist, grüßt man sich, bis auf wenige Ausnahmen, mehr oder weniger erfreut und rennt weiter seiner Wege. Im Schnitt sind das so 12 bis 16 Leute, 6 bis 8 Hunde und mindestens 37 (sichtbare) Hasen in jeder Größe, die sich mit mir den Weg an der Elbe teilen.

Aber heute Morgen kam mir nicht die kleine japanische Dame mit ihren Nordik-Walking-Stöcken entgegen, kein älterer Herr versuchte als Dehnübung das Geländer des Altonaer Balkons wegzuschieben, während sein weißer Flokati-Hund ihm geduldig dabei zusieht, das Pärchen mit den 2 dunklen Hunden, die mich im Winter immer erschreckt haben, wenn sie plötzlich aus der Nacht auftauchten, war nirgends zu sehen, weder die blonde Schönheitskönigin mit den Gewichten in der Hand lachte mir entgegen, während ihr Pferdeschwanz hin und her schwingt, noch die verbissene Läuferin, mit dem Kapuzenshirt, die schon einen kleinen Trampelpfad in den Rasen gejoggt hat, rannte an mir vorbei, selbst der dicke Seebär mit dem lustigen Dackel, den er ständig „Frauchen“ ruft, war nicht zu hören.

Heute Morgen hatte ich den ganzen Park für mich alleine, sogar die Häschen waren verschwunden, nur ein paar Nachtschnecken versuchten meinen Weg zu kreuzen. Irgendwie unheimlich, aber ich erklärte mir diese Stille mit dem leichten Regen, der fiel, obwohl so etwas die anderen Läufer sonst auch nicht abgeschreckt hatte.

Doch als ich dann in den kleine Waldweg bog, sah ich auf einmal eine muslimische Frau unter einem regengeschütztem Baum, die mit Akribie eine Art japanische Kampfkunst ausübte und mir dabei ein fröhliches „Guten Morgen“ entgegenrief. Ein wirklich ungewohntes Bild. Wie konnte mein gewohntes Lauf-Hamburg so schnell und gründlich sein Aussehen wechseln?

Wieder zu Hause wusste ich es dann: das Hamburg um 6.00 Uhr morgens hat nichts mit dem Hamburg um 7.00 Uhr morgens zu tun. Zu Land scheinen sich die verschiedenen Welten viel schneller abzulösen, als zu Wasser mit Ebbe und Flut…
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