Menschenmassen sind mir ein Greul. Trotzdem besuche ich immer wieder Veranstaltungen, bei denen es zu unfreiwilligem Körperkontakt mit mehr als einer Person kommen kann aus dem einfachen Grund, weil sich der jeweilige Performer nicht mit mir alleine treffen will (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel). Deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, wie der Pogo entstanden ist: selbst ich werde ziemlich aggressiv, wenn man mir zu nahe kommt. Dann verweigern urplötzlich meine Oxytocin-Rezeptoren ihren Dienst und ich werde augenblicklich zum Sozialphobiker.
Das macht mich nicht gerade zur Partylöwin, obwohl angeblich „positives soziales Verhalten“ in einem bestimmten Hirnarenal, dem Nucleus accumbens, eine gewisse Befriedigung auslösen soll. Zugegebenermaßen erfreut mich dann doch, quasi gegen meinen Willen, ab und zu die ein oder andere durchtanzte Nacht Zusammenkunft mit mehr als einem menschlichen Wesen. Und ich habe sogar die Hoffnung, dass diese Freude sich in Zukunft noch steigern lässt, denn die Wissenschaft arbeitet fieberhaft an einem Mittel, dass Hobby-Autisten wie mich in kuschelnde, sozialkompetente Mitmenschen verwandelt. Ein Nasenspray mit dem Hormon Oxytocin soll womöglich die Erlösung bringen. Ich kann es kaum erwarten…
Haben wir diese komischen Fernsehformate, die uns den Alltag von diversen Zoomitarbeitern in diesem Lande miterleben lassen, eigentlich der Popularität von Knut zu verdanken? Wie dem auch sei, seitdem ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, in diese Sendungen hineinzuzappen, fühle ich mich nicht mehr ganz so eigenartig, wenn ich meine Kater „Hase“ nenne - und zwar beide. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich darauf gekommen bin, aber dieser Kosename hält sich hartnäckig, selbst wenn die Kater wechseln.
Aber ich bin anscheinend nicht alleine mit meiner Vorliebe, Lebewesen mit einer artfremden Anrede zu beglücken. In diesen Zoosendungen werden riesige Elefanten „Maus“ genannt, bockige Bergziegen heißen „Spatz“ und nicht selten hört ein grinsendes Nilpferd auf „Hase“. Es scheint uns ein inneres Bedürfnis zu sein, durch diese Umbenennung noch mehr Tiere in unser Leben zu holen, als ohnehin schon da sind. Vielleicht ist es das kollektive schlechte Gewissen, das sich aus dem Unterbewusstsein zu Wort meldet, da wir ja sonst alles nur Erdenkliche tun, um eben diese, von uns angeblich so geliebten Tiere, endgültig auszurotten. Das wird es sein! Anders kann ich mir dieses Fehlverhalten nicht erklären …
Sonne und ein starker Wind, dass sich selbst auf der Elbe Wellen mit weißen Schaumkronen bilden … einfach wunderbar. Es sind die kleinen Dinge, die einen glücklich machen.