In meiner Familie wird bei einem fröhlichen Zusammensein immer mit einem bestimmten Wort einander zugeprostet, es ist immer dasselbe, auch wenn die Getränkeauswahl von Mal zu Mal variiert. Es ist nicht „Cheers!“, „Prost!“ oder „Zum Wohle!“, sondern wir alle rufen „BangHo!“ und lassen die Gläser klirren. Das war schon immer so, seit ich denken kann.
Mein Onkel hat es in unsere Familie gebracht und da er ein weitgereister Mann war, war ich der festen Ansicht, dass es irgendwo auf dieser Welt einen exotischen Menschenschlag gibt, aus dessen Landessprache diese Vokabel stammt und dort auch einen tieferen Sinn hat, so etwas wie „Auf die Freundschaft!“ oder „Ein langes Leben!“.
Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass „BangHo!“ eine Fantasiewort ist, frei erfunden, eine willkürliche Ansammlung von Buchstaben und ohne jede Bedeutung, aber dafür steht es für eine Geschichte über Freundschaft und ein langes Leben, wie ich viel später erfuhr.
Dabei stand zu dieser Zeit die Freundschaft, genau wie ein langes Leben, eher auf der Kippe, wenn nicht gar am Abgrund und zwar weltweit. Mein Onkel befand sich mit 2 weiteren Soldaten in einer Messerschmitt über dem Ärmelkanal und flog mit einem unguten Gefühl Richtung Großbritannien. Die Luftschlacht um England tobte schon einige Wochen und so hatte man eine ziemlich genaue Vorstellung, was einem alles auf diesem Flug zustoßen konnte. Kein schöner Gedanke.
Falls der worst case wirklich eintreten sollte und gerade ihre Maschine abgeschossen werden würde, verabredeten die Männer, dass sie, um sich nachts in den Fluten wiederzufinden, ein bestimmtes Lied singen würden. Dass es ausgerechnet ein englisches Stück war, was über die Wellen schallen sollte, hatte wohl eher mit der Liebe zum Jazz zu tun, als dass es Plan war, die Kontrahenten mit dem Singen ihrer eigenen Lieder zu besänftigen.
Es kam, wie es kommen musste, wenig später trieb man verletzt in den Fluten, die zum Glück Mitte September nicht ganz so eisig waren, sonst hätten die 3 die nächsten 5 Stunden, bis man sie aus dem Wasser fischte, wohl nicht überlebt. Vielleicht hat ja auch das Singen geholfen, durchzuhalten, zumindest wusste jeder von ihnen die ganze Zeit, dass die anderen beiden auch noch lebten.
Nun passte der Text des Stückes zwar ausgezeichnet zu ihrer momentanen Situation - swing high, swing low – aber die zunehmende Verzweiflung verlangte dann doch nach einem deutlichen Statement. Und so wurde BangHo! als Durchhalteparole geboren: swing high, swing low … BangHo!
Die folgenden Jahre im Lazarett und in Gefangenschaft schweißten die 3 Männer noch mehr zusammen und sie waren bis zu ihrem Tode eng befreundet. Immer wenn sie sich trafen, wurde auf das Leben angestoßen: BangHo!
Viele Jahre nach diesem unfreiwilligen Bad, der weltweite Konflikt war schon lange entschärft, trafen sich ehemalige Offiziere verschiedener Länder bei Sekt und Häppchen, um Anekdoten aus der Vergangenheit auszutauschen. Als zum wiederholten Male mit BangHo! das Glas gehoben wurde, fragte ein Brite, was dieser Trinkspruch denn bedeuten würde, er hätte diesen noch nie gehört. Mein Onkel erzählte ihm die Entstehung des Wortes und am Ende dieser Geschichte von Freundschaft stellte sich heraus, dass eben dieser Brite den Befehl zum Abschuss seiner Maschine gegeben hatte.
Als den beiden ehemaligen Widersachern das ganze Gewicht dieser Erkenntnis bewusst wurde, schwieg man einen kurzen Moment, sah sich in die Augen, hob die Gläser und stieß an: BangHo!
Ich werde das ganze Wochenende salutierende Männer in weißen oder marineblauen Uniformen auf grauen oder weißen Schiffen schiessen und vielleicht auch nochmal schwitzerische Vögel ...
edit: die Schweizer Vögel ein wenig später und ein wenig größer, direkt aus meinem Wohnzimmerfenster ...
Es ist schon erstaunlich, dass die modernen Hilfsmittel, die es uns ermöglichen, schneller von A nach B zu kommen, sich in einer Großstadt oft als lästiger Bremsklotz erweisen. Zu Fuß brauche ich eine viertel Stunde, um zu meiner Arbeitsstätte zu gelangen, mit dem Auto würde ich mindestens doppelt so lange brauchen, vorausgesetzt ich finde in dieser Zeit einen legalen Parkplatz. Heute habe ich per pedes sämtliche Autos auf dem Weg zur Arbeit überholt, weil diese einfach überhaupt nicht mehr von der Stelle kamen, dabei wohne ich in einer verkehrsberuhigten Straße. Da bekommt der Begriff „verkehrsberuhigt“ gleich eine ganz andere Bedeutung. Nomen est omen!
Die Höhe der Geschwindigkeit des Vorankommens scheint sich auch disproportional auf die Laune der „Weggefährten“ auszuwirken. Während die in ihren faradayschen Käfigen Gefangenen laut vor sich hin fluchten, einfach in stille Depression verfielen oder ins Lenkrad bissen, steigerte sich meine Laune fast ins Beschwingte, so dass ich anfing, meinen aufgespannten Schirm zu drehen und deshalb der Regen in meiner Nähe sogar von der Seite spritzte.
So kam ich heute Morgen schnell und gut gelaunt an meinem Arbeitsplatz an, dass heißt nicht ganz, kurz vor dem Ziel unterlief mir doch noch ein grober Fehler: ich nahm trotz der negativen Erfahrung mit schnellen Käfigen ein modernes Hilfsmittel zur Geschwindigkeitssteigerung zu Hilfe und betrat den ach so beliebten Fahrstuhl …
...das ist nicht ganz so schlimm wie Montag, besonders, wenn das Wochenende so schön war. Kalt und regnerisch ist es hier, seitdem ich zurück bin aus der anderen Stadt, dort war es so warm, dass ich in diesem „Sommerfähnchen“ noch ohne zu frieren mitten in der Nacht draußen vor der Bar sitzen und den wunderbaren und wegen des Absinths leicht grünlichen Cocktail trinken konnte, den er für mich ausgesucht hatte, weil dieser so gut zu mir passen würde und weil ich mich ja nie entscheiden kann. Dafür könnte ich ihn küssen und tat es dann auch. Und er zog sich nicht zurück, weil richtige Männer schließlich nicht in der Öffentlichkeit knutschen, sondern ließ mir dieses schön leichte Bubble-Teeny-Gefühl. Noch einen Kuss dafür...
...sollte man am Ende des Tages erinnern, die schön waren an eben diesem Tag, das würde das Wohlbefinden und die gute Laune fördern. Man solle angeblich davon glücklich(er) werden. Also denn:
- Der Anblick des riesigen Lilienstraußes in meiner Lieblingsfarbe, der mich erst wach werden ließ.
- Der Anruf meiner Freundin, die stolz erzählte, dass sie jetzt endlich ihren ersten Bock geschossen hätte.
- Der Schnappschuss vom Mann in der anderen Stadt, auf dem er so schaut, als würde er gleich lächeln.
Na ja, ist ja noch nicht Abend, da kann ja noch einiges editiert werden, aber ich habe 3 mal gelacht oder zumindest gelächelt.