Fisch-Träume vs.Traumfisch …
Lehrst du ihn fischen, so ernährt er sich für immer."
(chinesische Weisheit)

Obwohl mein Onkel mich das Fischen lehrte, ernähre ich mich fast nie von selbst gefangenem Meeres- oder sonstigem -Getier, sondern überlasse meist anderen das Jagen und Sammeln von essbaren Lebewesen. Besonders das artgerechte Töten der noch sehr frischen Speisen fällt mir schwer, obwohl ich in unserer Familie für das Ausnehmen der allerdings schon gestorbenen Fische zuständig war. Noch heute taucht diese selbst geangelte Flunder, die ich nicht mit einem gezielten Schlag auf die Bootsplanken schnell von ihrem Schicksal erlöste, sondern aus Mangel an Mut zur Tat elendig in der Eiskiste schockgefrierte, in meinen Alpträumen auf. Schrecklich.
Aber auch Fisch in Dosen findet seinen Weg in meine Träume, das heißt, nur der Fisch aus einer ganz bestimmten Dose. Als ich M. in meiner ersten eigenen Wohnung Asyl gewährte, da er das Wohnen bei seinen Eltern psychisch gerade nicht ertragen konnte, glaubte er, mit Mitbringseln von seinem außerschulischen Küchenhilfsjob in unserer Lieblingsjazzkneipe, seine Dankbarkeit ausdrücken zu können. Gegen Ende des Monats waren wir beide sowieso immer ziemlich mittellos, da M.s Vater auf den Auszug seines Sohnes aus der elterlichen Villa mit der kompletten Streichung seines Ausbildungsbudgets reagierte und meine kleine Schwester nicht jeden Tag, den Kühlschrank meiner Eltern plündern konnte, ohne dass es auffallen würde. Schließlich hat man ja auch seinen Stolz.
So brachte M. eines Tages eine Dose Thunfisch mit, die eigentlich für einen gastronomischen Großbetrieb gedacht war. Es gab eine sehr lange Zeit alle möglichen Varianten von Speisen, die in abenteuerlicher Weise irgendwie mit Thunfisch kombiniert werden konnten. Doch trotz der äußerst fantasievollen Gerichte, habe ich, als die Dose dann endlich leer war, jahrelang derlei Dosen nur noch geöffnet, um meinen Katern eine Freude zu machen.
Meine Abneigung legte sich erst wieder in einer anderen Stadt, in der sehr viele Japaner und Werber wohnten, die den exquisiten Geschmack des Fleisches dieses verhassten Meerestiers in seiner dosenfreien, sehr frischen, rohen Form in den höchsten Tönen priesen. Und sie hatten beide Recht: bis heute gehört roher Thunfisch zu meinen Lieblings-Fischgerichten. Aber eigentlich wollte ich mein Rezept hierfür aufschreiben:
Thunfisch-Tempura
Man nehme:

- superfrischen Thunfisch (den dunklen, der schmeckt besser)
- Wasabi (japanischer Meerrettich – sehr scharf) bekommt man in größeren Supermärkten in der Asia-Abteilung oder direkt beim Asiaten unseres Vertrauens
- Spinat (möglichst große Blätter)und Mangold
- eingelegter Ingwer
- Soja-Sauce und/oder japanische Tariyaki-Sauce
- Maisstärke (Speisestärke)
- Backpulver
- einzwei Eiweiß
- Öl zum Ausbacken
- Wasser
Den Spinat und den Mangold gut waschen und kurz in kochendem Salzwasser blanchieren, in kalten Wasser abschrecken, um die schöne grüne Farbe zu erhalten. Abtropfen lassen und die Stiele der Spinatblätter und den mittleren, weißen Teil der Mangoldblätter entfernen.

Den Thunfisch in nicht zu kleine Würfel schneiden und alle Seiten mit Wasabi bestreichen. Die Gemüseblätter trocken tupfen und die Fischwürfel darin einwicklen.

Die Speisestärke mit ein bisschen Backpulver und Wasser glatt rühren (oder direkt Tempurateigpulver mit Wasser anrühren), einzwei Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unterheben. Das Öl in einer Fritteuse oder einem hohen Topf erhitzen.

Die gewickelten Fischpäckchen durch den Teig ziehen und in dem heißen Öl einzwei Minute ausbacken. Das Ganze mit dem restlichen Gemüse wiederholen. Auf einem Teller mit dem eingelegten Ingwer und der Soja- und/oder Tariyaki-Sauce sofort servieren.

Itadaki-masu!
Desideria - 2006-03-08 17:31
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sollte sich je die gelegenheit ergeben dass du für mich kochen würdest, dann würde ich mir genau dieses gericht wünschen. ich liebe thunfisch, ich liebe tempura, und das da oben sieht einfach unglaublich fein aus.
Es wäre mir eine große Ehre ...
schneewasser.