Sentimentaler Scheiß ...
Mir ist die Lust am Kochen vergangen. Nein, eigentlich nicht am Kochen (wie sollte DAS auch möglich sein), sondern es ist eher die Unlust in meine Küche zu gehen. Um genau zu sein, fällt es mir ein wenig schwer, aus meinem Küchenfenster zu schauen.
Vor meinem Küchenfenster auf einem verwitterten Schornstein eines ehemals existierenden Kamins wohnt seit vielen Jahren einTraumTaubenpaar. Bei schlechtem Wetter ziehen sie sich in die geschützte Nische unter das Fenster zurück. Sommer wie Winter. Am Anfang ging mir das ewige Gegurre auf die Nerven zumal ich kein besonderer Freund von Tauben bin, aber nach einer Weile haben wir uns aneinander gewöhnt. Sie flogen nicht mehr aufgeregt weg, wenn ich in die Küche kam oder wenn meine Kater ihr Tun als willkommendes Entertainment mit zuckenden Schwänzen verfolgten. Ich gab ihnen sogar Namen, Hanni und Nanni, und machte mir fast Sorgen, wenn sie mal nicht auf dem Kamin turtelten. Immer wenn es schneite oder regnete taten sie mir leid, weil sie so aufgeplustert und aneinandergekuschelt dem Wetter trotzen mussten.
Im Laufe der Jahre sind sie mir an Herz gewachsen, wohl auch wegen der Schicksalsschläge, die sie erleiden mussten. Jedes Jahr versuchte eine dritte Taube das traute Glück zu stören, indem sie Hanni mit allem was die Stimmbänder so hergaben angurrte und wild flatternd Nanni vom Kamin zu vertreiben versuchte. Doch sie haben ihr Heim und ihr Glück verteidigt. Gemeinsam und am Ende immer erfolgreich.
Letztes Jahr haben die beiden sich so sicher gefühlt, dass sie beschlossen, Nachwuchs zu zeugen und sie bauten ein Nest hinter dem Kamin. Hanni legte ein Ei und Nanni besorgte leckere Insekten für Mutter (und Kind). Ich fand das ziemlich mutig (aber ich finde es von Haus aus ziemlich mutig, Kinder in diese Welt zu setzen), sich vor den Augen der potentiellen Todfeinde zu vermehren. Und meine Hausmonster beobachteten das Ganze wirklich genau von der anderen Seite der Glasscheibe.
Doch die Natur zeigte sich mal wieder von ihrer erbarmungslosen Seite und schickte einen kleinen Habicht (mitten in der Großstadt), der kurzerhand Hanni verscheuchte und dann dasersehnte Wunschkind Ei klaute. Ich habe ja nicht geglaubt, dass diese Flugratten so etwas wie Gefühle haben, aber die beiden durchsuchten das Nest nach ihrem Kind zwei Tag lang und blickten noch einen halben ungläubig und starr vor Entsetzen vom Schornstein in das verwaiste Nest. Auch ich konnte es kaum fassen. Meine Monster und ich hatten uns schon so auf großes Kino mit "Mein erster Schultag" und so weiter gefreut. Nix da. Schicksal halt. Blöd.
Nach diesem großen Verlust verließen die beidenmich ihr Heim. Man kann das verstehen. Wirklich. Was hält einen schon an so einem ungastlichen Ort ?!? Ich bilde mir ein, Hanni und Nanni mit einem neuen Nest auf einer Werbetafel in der Nähe der Post gesehen zu haben, aber, wie gesagt, ich bin mir da nicht ganz sicher. Obwohl ... die Stimmen waren dieselben.
Anscheinend braucht man circa ein halbes Jahr um ein Taubenkind durch das Gröbste zu bringen, denn solange waren die beiden dann nicht mehr vor meinem Küchenfenster. Aber sie kamen wieder. Danach. Und turtelten wie eh und je. Meine kleine, heile Welt war wieder hergestellt. Schön.
Und jetzt ?! Jetzt kann ich kaum aus dem Fenster schauen, weil eine Taube, der ich blöderweise mal einen Namen gegeben habe, laut klagend ständig um einen einzelnen Flügel herumtrippelt, der netterweise von einer kriegführenden Krähe zurückgelassen wurde.
Ich sollte mich lieber wieder meinem Coq au Vin widmen ...
Vor meinem Küchenfenster auf einem verwitterten Schornstein eines ehemals existierenden Kamins wohnt seit vielen Jahren ein
Im Laufe der Jahre sind sie mir an Herz gewachsen, wohl auch wegen der Schicksalsschläge, die sie erleiden mussten. Jedes Jahr versuchte eine dritte Taube das traute Glück zu stören, indem sie Hanni mit allem was die Stimmbänder so hergaben angurrte und wild flatternd Nanni vom Kamin zu vertreiben versuchte. Doch sie haben ihr Heim und ihr Glück verteidigt. Gemeinsam und am Ende immer erfolgreich.
Letztes Jahr haben die beiden sich so sicher gefühlt, dass sie beschlossen, Nachwuchs zu zeugen und sie bauten ein Nest hinter dem Kamin. Hanni legte ein Ei und Nanni besorgte leckere Insekten für Mutter (und Kind). Ich fand das ziemlich mutig (aber ich finde es von Haus aus ziemlich mutig, Kinder in diese Welt zu setzen), sich vor den Augen der potentiellen Todfeinde zu vermehren. Und meine Hausmonster beobachteten das Ganze wirklich genau von der anderen Seite der Glasscheibe.
Doch die Natur zeigte sich mal wieder von ihrer erbarmungslosen Seite und schickte einen kleinen Habicht (mitten in der Großstadt), der kurzerhand Hanni verscheuchte und dann das
Nach diesem großen Verlust verließen die beiden
Anscheinend braucht man circa ein halbes Jahr um ein Taubenkind durch das Gröbste zu bringen, denn solange waren die beiden dann nicht mehr vor meinem Küchenfenster. Aber sie kamen wieder. Danach. Und turtelten wie eh und je. Meine kleine, heile Welt war wieder hergestellt. Schön.
Und jetzt ?! Jetzt kann ich kaum aus dem Fenster schauen, weil eine Taube, der ich blöderweise mal einen Namen gegeben habe, laut klagend ständig um einen einzelnen Flügel herumtrippelt, der netterweise von einer kriegführenden Krähe zurückgelassen wurde.
Ich sollte mich lieber wieder meinem Coq au Vin widmen ...
Desideria - 2005-01-30 17:30
3633
...so eine traurige geschichte... ;-)
Ach ja ...