Hochzeiten ...
Eigentlich sollte/wollte ich den ganzen gestrigen Abend spanische Vokabeln lernen (und ich gebe zu, mein schlechtes Gewissen plagt mich und es ist eindeutig dasselbe, das wie ein Damoklesschwert über meiner Schulzeit hing – warum werde ich das nie los?), aber gestern ist mir das Wort "Hochzeit" (la boda) einmal zu oft begegnet, um es ignorieren zu können.
Nun, ich habe schon auf vielen Hochzeiten getanzt (ähem: meter la nariz en todo – manche Sprachen sind so verräterisch), aber noch nie auf meiner eigenen. Bin immer kurz vorher geflüchtet. Mehr oder weniger dramatisch und mehr weniger vom jeweiligen Bräutigam vorhersehbar.
Das Wort Ehefrau im Spanischen "esposa" hat im Plural noch eine andere Bedeutung: esposas = Handschellen. Das mag für manche recht anregend klingen, aber mir treibt es - wenigstens in diesem Zusammenhang - dann doch die kalten Schweißperlen auf die Stirn. Allein der Gedanke, eine Ehefrau, womöglich noch in Handschellen, zu sein, löst in mir leicht klaustrophobische Angstzustände aus.
Erst recht nach so unerfreulichen Hochzeiten, bei denen die Braut mit dem traditionellen Entführer für immer durchgebrannt ist und der frisch getraute Ehemann seinem Unmut darüber freien Lauf ließ oder bei diesen seltenen Gelegenheiten, bei denen sich völlig fremde Familien für kurze Zeit vorsichtshalber verbrüdern, um später am Abend nach dem Genuss von hochprozentigen Getränken, doch schon mal eine kleine Familienfehde zu starten, damit einen ja die nächsten paar Jahre irgendetwas verbindet und man, wenn die Braut mit dem strampelnden Nachwuchs unterm Arm wieder an der Türe des Elternhauses klopft, weil sich ihre Vorstellungen vom trauten Heim Glück allein doch nicht so erfüllt haben, sagen kann: „Ich habe es ja gleich gewusst!“
Nichts für ungut, es gab auch wirklich schöne Hochzeiten, denen ich beiwohnen durfte. Zum Beispiel, die eines befreundeten Paares, die schon immer so „herzig“ miteinander umgingen, dass all ihre Freunde und Bekannten, deren eigentliche Vornamen durch die innerpaarlichen Koseworte ersetzten. Und als der Bräutigam den Hochzeitsgästen die schöne Geschichte erzählte, wie er seinen Herzkäfer kennen- und lieben gelernt hat, liefen nicht nur ihm die Tränen der Rührung über das Gesicht, sondern auch dem Herzkäfer an seiner Hand und fast allen Gästen, die dieser Geschichte schniefend lauschten, während die Kinder quietschend in Marienkäferkostümen durch die heulende Menge Fangen spielten. Ich bin auch ein typischer Hochzeits- und HappyEnd-Heuler, ich gebe es zu. Schrecklich.
Lustig war auch die Hochzeit meiner Freundin, die das oberflächliche Partyqueen-Dasein satt hatte und zur großen Überraschung all ihrer Großstadtfreunde, den Cowboy vom Land zu heiraten gedachte. Das Paar wollte sich partout auf dem Pferde sitzend trauen lassen, was auf dem Land anscheinend nichts Ungewöhnliches zu sein scheint, denn ein Freilicht-Pfarrer und ein großer Bauernhof mit einem Grill für eine ganze Kuh waren schnell gefunden. So ritt das Paar (sie im schwarzen Bolero-Kostüm, er in voller Cowboy-Tracht samt weißen Regencape) stolz den circa 40 anderen festlich geschmückten Pferden mit Reitern mitten durch die staunenden Bewohner der drei Dörfer, die wir durchquerten, voran. Die Meute, die dem Tross hupend und johlend folgte, hatte pro Mann wesentlich mehr Pferdestärken zur Verfügung, kam aber trotzdem nicht schneller voran. Das Partyvolk aus der Großstadt hatte leider keine Ahnung wie man sich auf dem Lande benimmt und so konnte man dann später auf dem Fest Sätze hören, die die etwas hilflose Verwandtschaft des Paares nur mit betroffenem Schweigen kommentierte: „Desideria, Schatz, du MUSST für mich diesen Kerl in der Lederhose und den Chaps fotografieren. BITTE! Ich onduliere dir das nächste Mal auch die Haare zu einem Turm.“
So hatten wir alle unseren Spaß, doch als das Partyvolk aus der Großstadt beim Wettschiessen mit den Revolvern einsehen musste, dass sie hierbei den Cowboys vom Lande haushoch unterlegen waren und sie den Squaredance auch nur durch gezielte Schüsse in die Nähe des als nächstes zu hebenden Beines lernen könnten, überlegte man, ob das wohl an den gebrochenen Handgelenken oder dem häufigen Colliergriff liegen könnte, kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. Ein schönes Fest. Und fast ganz ohne Tränen.
Am liebsten sind mir allerdings die Hochzeiten, von denen ich durch eine Karte erfahre, auf der ein angestrengt strahlender Mann in südländischem Ambiente eine sanft lächelnde Frau auf dem Arm hat und ein: „Ich habe sie über dieSchWelle getragen“ dieses ungewöhnliche Verhalten aufklärt.
In 4 Wochen bin ich schon wieder auf einer Hochzeit. Diesmal muss ich GöttinseiDank weder Braut noch Trauzeugin oder Blumenmädchen sein, sondern gehe nur als Dekoration des eigentlichen Eingeladenen mit. Nur eine einzige Person ist mir also dort persönlich bekannt. Das erhöht die Chance, dieses Fest ohne Taschentücher zu überstehen um den Faktor 10.
Mi más cordial felicitación!
Nun, ich habe schon auf vielen Hochzeiten getanzt (ähem: meter la nariz en todo – manche Sprachen sind so verräterisch), aber noch nie auf meiner eigenen. Bin immer kurz vorher geflüchtet. Mehr oder weniger dramatisch und mehr weniger vom jeweiligen Bräutigam vorhersehbar.
Das Wort Ehefrau im Spanischen "esposa" hat im Plural noch eine andere Bedeutung: esposas = Handschellen. Das mag für manche recht anregend klingen, aber mir treibt es - wenigstens in diesem Zusammenhang - dann doch die kalten Schweißperlen auf die Stirn. Allein der Gedanke, eine Ehefrau, womöglich noch in Handschellen, zu sein, löst in mir leicht klaustrophobische Angstzustände aus.
Erst recht nach so unerfreulichen Hochzeiten, bei denen die Braut mit dem traditionellen Entführer für immer durchgebrannt ist und der frisch getraute Ehemann seinem Unmut darüber freien Lauf ließ oder bei diesen seltenen Gelegenheiten, bei denen sich völlig fremde Familien für kurze Zeit vorsichtshalber verbrüdern, um später am Abend nach dem Genuss von hochprozentigen Getränken, doch schon mal eine kleine Familienfehde zu starten, damit einen ja die nächsten paar Jahre irgendetwas verbindet und man, wenn die Braut mit dem strampelnden Nachwuchs unterm Arm wieder an der Türe des Elternhauses klopft, weil sich ihre Vorstellungen vom trauten Heim Glück allein doch nicht so erfüllt haben, sagen kann: „Ich habe es ja gleich gewusst!“
Nichts für ungut, es gab auch wirklich schöne Hochzeiten, denen ich beiwohnen durfte. Zum Beispiel, die eines befreundeten Paares, die schon immer so „herzig“ miteinander umgingen, dass all ihre Freunde und Bekannten, deren eigentliche Vornamen durch die innerpaarlichen Koseworte ersetzten. Und als der Bräutigam den Hochzeitsgästen die schöne Geschichte erzählte, wie er seinen Herzkäfer kennen- und lieben gelernt hat, liefen nicht nur ihm die Tränen der Rührung über das Gesicht, sondern auch dem Herzkäfer an seiner Hand und fast allen Gästen, die dieser Geschichte schniefend lauschten, während die Kinder quietschend in Marienkäferkostümen durch die heulende Menge Fangen spielten. Ich bin auch ein typischer Hochzeits- und HappyEnd-Heuler, ich gebe es zu. Schrecklich.
Lustig war auch die Hochzeit meiner Freundin, die das oberflächliche Partyqueen-Dasein satt hatte und zur großen Überraschung all ihrer Großstadtfreunde, den Cowboy vom Land zu heiraten gedachte. Das Paar wollte sich partout auf dem Pferde sitzend trauen lassen, was auf dem Land anscheinend nichts Ungewöhnliches zu sein scheint, denn ein Freilicht-Pfarrer und ein großer Bauernhof mit einem Grill für eine ganze Kuh waren schnell gefunden. So ritt das Paar (sie im schwarzen Bolero-Kostüm, er in voller Cowboy-Tracht samt weißen Regencape) stolz den circa 40 anderen festlich geschmückten Pferden mit Reitern mitten durch die staunenden Bewohner der drei Dörfer, die wir durchquerten, voran. Die Meute, die dem Tross hupend und johlend folgte, hatte pro Mann wesentlich mehr Pferdestärken zur Verfügung, kam aber trotzdem nicht schneller voran. Das Partyvolk aus der Großstadt hatte leider keine Ahnung wie man sich auf dem Lande benimmt und so konnte man dann später auf dem Fest Sätze hören, die die etwas hilflose Verwandtschaft des Paares nur mit betroffenem Schweigen kommentierte: „Desideria, Schatz, du MUSST für mich diesen Kerl in der Lederhose und den Chaps fotografieren. BITTE! Ich onduliere dir das nächste Mal auch die Haare zu einem Turm.“
So hatten wir alle unseren Spaß, doch als das Partyvolk aus der Großstadt beim Wettschiessen mit den Revolvern einsehen musste, dass sie hierbei den Cowboys vom Lande haushoch unterlegen waren und sie den Squaredance auch nur durch gezielte Schüsse in die Nähe des als nächstes zu hebenden Beines lernen könnten, überlegte man, ob das wohl an den gebrochenen Handgelenken oder dem häufigen Colliergriff liegen könnte, kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. Ein schönes Fest. Und fast ganz ohne Tränen.
Am liebsten sind mir allerdings die Hochzeiten, von denen ich durch eine Karte erfahre, auf der ein angestrengt strahlender Mann in südländischem Ambiente eine sanft lächelnde Frau auf dem Arm hat und ein: „Ich habe sie über die
In 4 Wochen bin ich schon wieder auf einer Hochzeit. Diesmal muss ich GöttinseiDank weder Braut noch Trauzeugin oder Blumenmädchen sein, sondern gehe nur als Dekoration des eigentlichen Eingeladenen mit. Nur eine einzige Person ist mir also dort persönlich bekannt. Das erhöht die Chance, dieses Fest ohne Taschentücher zu überstehen um den Faktor 10.
Mi más cordial felicitación!
Desideria - 2005-07-14 11:51
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Ich glaube, ich erwähnte bereits...
Der Satz "Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe auch ich" löst bei mir akute Anfälle von Verwolgungswahn aus...
By the way: die Ehe, bei deren Schließung ich den Satz zuletzt gehört habe, ist bereits wieder geschieden.
Wir beide sollten ...
nur weil in unserer Familie wie wild, auch gerne mehrmals, geheiratet wird,schließlich ist A. immer noch mit dem Cowboy verheiratet ...Think positiv!
Genau das tue ich doch...