Tagebuch

Dienstag, 18. Mai 2004

Mille Miglia...

..per veri buongustai!

Heute habe ich mal wieder eine Schwachsinnstat vollbracht, obwohl sich alle vernünftigen Fasern meines Körpers dagegen - ohne Erfolg – gewehrt haben: Ich habe NOCH EIN KOCHBUCH gekauft.

Das mag für manche nicht sonderlich verrucht klingen, aber wenn man die Begleitumstände kennt, erschließen sich einem die tiefen Abgründe, die damit verbunden sind: Ich habe so viele Kochbücher, dass ich sie nicht mehr zählen kann. (Ich wollte es ja verschenken. Es war ja nicht für mich.)

Es ist ein italienisches Kochbuch. (Ich koche äußerst selten italienisch, da ich weiß, dass Nudeln zwar glücklich, mich im Speziellen aber dick machen.)

Es handelt eigentlich von einem Autorennen. (Muss ich wirklich darüber noch Kommentare abgeben? Okay, ich habe etwas übrig für Speed Freaks, das kann ich nun wirklich nicht verleugnen. Allerdings handelt dieses Buch nicht von Geschwindigkeitsfanatikern, sondern von deren Fetischen – noch nicht mal das, sondern von dem, was man mit diesen Fetischen machen kann.)

Es ist für Leute gedacht, die an diesem Rennen NICHT teilnehmen. (Ich weiß, es hört sich absurd an, aber wenn man an diesem Rennen teilnehmen würde, würde man all diese wunderbaren Gerichte nicht kennenlernen, die in Gasthäusern am Rande der Rennstrecke mit Liebe zubereitet werden.)

Es sind mehr Bilder von alten Autos, als von italienischen Speisen in diesem Kochbuch. (Und eine genaue Strassenkarte der Rennstrecke – und den Abzweigungen, die man einschlagen muss, um zu den wunderbaren Gasthäusern zu kommen, von denen diese Gerichte stammen.)

Derjenige, dem ich es schenken will, hat mir vor einiger Zeit vorgenöhlt, dass er bei diesem Rennen nicht mitfahren kann – im Gegensatz zu ALLEN anderen – sondern am Bodensee von seiner Ernährungsberaterin bei Wasser und Brot gefangen gehalten wird, damit sich sein Herzinfarktrisiko um einige Prozente senkt. (Wozu in aller Welt senkt man sein Herzinfarktrisiko, wenn man keine Gelegenheit ausläßt, einen Rennwagen vor die Wand zu setzen????)

Aber er stellt gerade seine Ernährung um, damit er sich mit dem perfekten Körper in den nächsten Unfall stürzen kann – ohne Herzinfarkt, nur mit einem einfachen Schädelbruch.... (Warum lernt er nicht dazu? Wie oft kann man dem Tod von der Schippe bzw. vom Trittbrett springen?)

Tja, derjenige, dem ich es schenken wollte, hat nicht mehr die Fähigkeit, sich den schönen Dingen des Lebens im wahrsten Sinne des Wortes hinzugeben, denn er muss jetzt VERNÜNFTIG sein. Also: er fährt keine Rennen mehr, er kocht nicht mehr, er ißt nicht mehr, er trinkt nicht mehr, er kann diese Dinge nicht mehr genießen – warum dachte ich bloß, es wäre SEIN BUCH??

Nein, es ist ein Desideria-Wunsch-Buch!
Also: doch ein guter Kauf – abgesehen davon, dass ich kein Geld dafür übrig habe – ein Wunsch-Buch für meine Erinnerungen und für meine Wünsche an die Zukunft, denn ich kann dieses Rennen immer noch selber mal fahren!

Ich behalte dieses wunderbare Buch und genieße weiterhin das Leben...
1043

Montag, 17. Mai 2004

Immer schwankend zwischen…

…einem drohenden Eiweißschock durch zu viel edle Speisen und der Gefahr des plötzlichen Liebesentzuges durch eine kontroverse politische Meinung habe ich wider Erwarten das Wochenende bei meinen lieben Verwandten ohne größere Blessuren überlebt. Wahrscheinlich ist aber, dass mir das nur durch die großartige Unterstützung von König Alkohol in seiner schönsten Form gelungen ist, die mich die Situation mit einer gewissen Großzügigkeit hat betrachten lassen.

Nicht dass hier jetzt Missverständnisse aufkommen: ich liebe meine Verwandtschaft sehr, aber nach so einen Wochenende weiß ich wieder, was

THE BLESS OF LIVING ALONE

wirklich bedeutet.
890

Montag, 12. April 2004

Pro + Contra Ostern...

+: das scheue Reh hatte Geburtstag + das wurde gefeiert
-: wir Mädels waren alleine unterwegs
+: nicht lange
-: im Cocktail war zuviel Zucker
+: ausgelassene Tänze auf hohen Hacken
-: schmerzendes Knie am nächsten Tag
+: aber noch alle Ohrringe vorhanden
-: wir werden tatsächlich älter (mit der Zeit)
+: das scheue Reh glaubt, dass die erbeutete Telefonnummer zukünftiges Glück bedeutet
-: ich zweifle (das ist mein Part)
+: das scheue Reh geht zum Angriff über
-: ich zweifle
+: das scheue Reh trifft am nächsten Abend die erbeutete Telefonnummer
-: gebe Ratschläge, die vorläufige Zurückhaltung fordern
+: das scheue Reh hält sich daran
-: gebe fürs nächste Treffen meinen Segen für weniger Zurückhaltung
+: das scheue Reh hält sich daran
-: die erbeutete Telefonnummer erfüllt nicht alle Erwartungen
+: aber doch einige
-: das scheue Reh zweifelt ...

Tja, Ostern war schon immer eine unruhige Zeit für ungewöhnliche Ereignisse, die meistens langfristige Konsequenzen nach sich zogen...
1019

Freitag, 9. April 2004

Ich heule laut und hemmungslos...

...immer wieder an Ostern bei "Quo vadis" und an Weihnachten bei "E.T." und kann dann am nächsten Tag das Haus nicht verlassen, weil ich aussehe, als ob ich in eine Schlägerei verwickelt gewesen wäre.

Doch gestern habe ich eine Sendung gesehen, in der mir der Sprecher kundtat, dass in den ca. 400 Jahren, in denen Menschen im römischen Coloseum den Löwen vorgeworfen wurden, doch tatsächlich mindestens 10.000 dieser wunderbaren Tiere Opfer der unwürdigen Haltung geworden sind.

Jetzt kann ich bei "Quo vadis" nicht mehr so einfach hemmungslos losschluchzen, weil ich nicht mehr genau weiss, um wen ich denn eigentlich trauere...
881

Mittwoch, 7. April 2004

Wirklich wichtige Dinge...

Es gibt anscheinend Dinge auf dieser Welt (und zwar in meiner direkten Umgebung), die mich persönlich nur peripher tangieren - wenn ich sie überhaupt wahrnehme - die anscheinend wirklich wichtig sind – wenigstens für andere.

Heute zum Beispiel:

Ich habe das große Glück, von meinem Arbeitsplatz aus auf den Hafen blicken zu können (und wenn die Erde nicht rund wäre, könnte ich wahrscheinlich bis nach Italien schauen – wenn nicht bis nach Afrika, ach, bis zum Südpol). An dieser Aussicht fasziniert mich besonders und immer wieder das Wechselspiel des Lichtes und der Farben am heimatlichen Himmel. Was zur Folge hat, dass ich unzählige Fotos von Sonnenuntergängen, Sonnenaufgängen, Gewittern, Schneestürmen und ähnlichen Lichtspielereien spontan (und immer schussbereit) fotografisch festgehalten habe und mich öfter an den Ergebnissen erfreue (und außerdem regelmäßig andere Mitmenschen mit meinen künstlerisch wertvollen Erzeugnissen nerve). (Falls ich dann die Muße habe, mich damit zu beschäftigen, meiner Kiste beizubringen, dass der Scanner (Digicam war noch nicht im Budget – musste dem Sonnenurlaub weichen) tatsächlich existiert, werdet ihr alle gezwungenermaßen Zeuge werden). Und mal am Rande erwähnt und so unwahrscheinlich es sich anhört: die sensationellsten Sonnenuntergänge und –aufgänge habe ich im Winter im Hamburger Hafen erleben dürfen (na ja: München bei Föhn und mit den Bergen....war auch schon ziemlich klasse). Ich schweife ab...

Jedenfalls standen plötzlich heute Nachmittag ein paar meiner Kollegen an den Fenstern und sagten ständig: "Oh!", "Mein Gott", "Wenn das mal gut geht.." und Ähnliches... Ich weiß, dass das Aprilwetter recht facettenreich sein kann, aber von meinen hochgeschätzten Kollegen bin ich solch öffentlich dargestellte Gefühlsausbrüche wirklich nicht gewöhnt.

Der Grund dieser kollektiven Gefühlswallung waren zwei riesige Containerschiffe, die direkt vor unserem Büro in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbeischipperten und drohten, durch ihre Größe das Flussbett zu sprengen oder zumindest zu kollidieren und mit der ganzen Ware, die aus Hong Kong-China kam bzw. nach China ging, bis auf Weiteres das Tor zur Welt zu verstopfen.

Trotz aller Befürchtungen ging alles gut, nichts knallte gegeneinander oder sank.
Das Fazit: " Tja, in China wird jetzt das Geschäft gemacht! Wir sterben ja sowieso bald aus."

Und ich interessiere mich immer noch für Lichtspiele am heimatlichen Himmel....



...oh Gott, der Mond hat mich schon wieder gefunden............
morgen wird er wohl voll sein...
nein, ich werde nicht wieder schlafwandeln....

Gute Nacht!
1280

Montag, 5. April 2004

Punkrock lebt!

Am Samstag ist mir bei meiner samstäglichen Buchladenschnüffelei das Buch der glorreichen Roten Gourmet Fraktion "Kochen für Rockstars" in die Hände gefallen und ich musste unwillkürlich an die dann doch vorhandene Überwindung denken, die es mich gekostet hat, den Nachtisch, der die Form eines menschlichen Hirns mit all seinen Windungen hatte, anzuschneiden und zu probieren - damals bei dem Konzert der Ärzte...

... war sehr lecker, denn:

"Für ein klar strukturiertes Essen mit wenigen, aber erstklassigen Geschmacksnuancen, die den Gaumen nicht überfordern, sondern ihm schmeicheln, bedarf es kurzer und prägnanter Melodien. Aus unserer Küche dröhnen deshalb immer schnelle Rhythmen von den Beatsteaks, Dead Kennedys oder den Vibrators. Nicht zuletzt, weil uns dann alles etwas schneller von der Hand geht. Wer dagegen U2 oder Genesis beim Kochen hört, darf sich nicht wundern, wenn er von einer lahmen Rotweinstimmung übermannt wird und für manche Arbeiten doppelt so lange braucht. HipHop oder Death Metal reichern das Essen automatisch mit Hass an. Bei Volksmusik gerät das Essen zu fettig, wie man an den Wildecker Herzbuben sieht, und bei Jazz völlig durcheinander"
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