Jeden Tag in diesem Büro frage ich mich, warum alle meine männlichen Kollegen dermaßen ins Telefon brüllen, als ob sie ohne technische Hilfe mit ihren Gesprächspartnern am anderen Ende der Welt kommunizieren müssten. Komischerweise funktionieren dieselben Telefone bei meinen weiblichen Kollegen einwandfrei. Wahrscheinlich glauben Männer immer noch, sie könnten durch Rümgebrülle pure Lautstärke ihr Revier verteidigen und/oder bei den anwesenden Frauen den Eindruck von Potenz hinterlassen. Ich werde hier noch taub dabei sollte ich froh sein, dass sie ihr Revier nicht auch noch markieren ...
Desideria - 2007-11-23 12:57
1379
Manche Dinge haben einen tieferen Sinn, der sich einem erst viel später offenbart. Erst heute Morgen wurde mir plötzlich klar, warum ich die wiederholten Anträge eines gewissen Herrn aus dem Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten immer wieder ablehne. Der eigentliche Grund scheint die Tatsache zu sein, dass das Katzenstreu, welches ich meinen Katern zur Verfügung stelle, aus alten New Yorker Telefonbüchern recycelt wird. Schließlich möchte ich nicht, dass meine geliebten Mitbewohner irgendwann gezwungen werden, meinen Namen zu beschmutzen …
Desideria - 2007-11-21 10:22
1941
Da meine zwei sehr formschönen, aber leider nicht funktionstüchtigen Wecker im Moment nur meinen Elektroschrotthaufen verschönern (ich werde diesen irgendwann mit Klarlack übergießen oder mit einem Heißluftgerät zu einem Kunstwerk zerschmelzen, das den Aufstieg und Fall der „form follows function“-Idee der letzten Jahrzehnte dokumentiert), benutze ich als Übergang die Weckfunktion meines Mobiltelefons, um mich von den nächtlichen Träumen zu verabschieden.
Immerhin hat das den Vorteil, dass dieses Ding weiß, wann Wochenende ist und dann stumm bleibt, außerdem kann man verschiedenen Melodien auswählen, damit die morgendliche Schockwirkung nicht zum plötzlichen Herzstillstand führt. Ich persönlich empfinde es als angenehm, verschiedene Klänge bestimmten Situationen zuordnen zu können, sodass ich nicht bei jedem sirenenartigen Geräusch denke, ich müsste jetzt fluchtartig das Gebäude verlassen, weil gerade irgendjemand das Haus abfackelt, obwohl nur die Tür des Kühlschrankes zu lange offen stand.
Gestern Nacht allerdings kam ich doch ein wenig durcheinander, weil ich zwar von meiner Weckmelodie erwachte, diese sich aber trotz grober Gewalt nicht an meinem Handy eliminieren ließ. Ein hinterlistiger Imitator musste in der Wohnung sein Unwesen treiben. Schlaftrunken und nicht gerade hocherfreut über die nächtliche Störung, suchte ich im Dunkeln dem Ton folgend nach dem Übeltäter bis ich vor meinem Festnetztelefon stand, das mich wild anblinkte und immer noch meine Weckmelodie sang. Der Pawlowsche Effekt funktioniert ja nicht nur bei Hunden.
Vielleicht gab es irgendwann mal einen tieferen Sinn, dass ich glaubte, nächtliche Anrufe, die ja selten etwas Gutes bedeuten, mit meiner eigentlichen Weckmelodie zu programmieren, so als ob ich Feuerwehrfrau, Notärztin oder Kiez-Schlosserin für plötzlich nicht mehr zu findende Handschellenschlüssel wäre. Den wirklichen Grund konnte ich mitten in der Nacht nicht mehr so recht nachvollziehen, deshalb nahm ich das blinkende Ding in die Hand und sagte einfach: Hallo?!
Dummer Fehler, aber dafür wurde mir sofort wieder klar, warum man bei überraschenden, mitternächtlichen Anrufen besser hellwach sein sollte und deshalb eine Weckrufmelodie durchaus ihre Daseinsberechtigung hat, besonders wenn der Anrufer von der anderen Seite des Planeten sehr wohl noch hell und dunkel unterscheiden kann.
„Willst du mich heiraten?“
„Um Himmels Willen: Nein!“
„Wieso denn nicht?“
„Ich will weder deinen Brand löschen, noch deine Wunden heilen oder dich aus einengenden Situationen befreien müssen.“
„Nein?“
„Nein!“
Schließlich habe ich genug eigene Probleme …
Desideria - 2007-11-16 19:14
1066
Und später habe ich auf meinem Rechner noch einen Film gefunden, den wohl ein Freund dort für mich versteckt hat, als er meinen Labtop aufpeppte, für genau solche Momente, in denen ich schwermütig durch die Daten wandle: Lost in Translation … genau.
Desideria - 2007-11-14 13:40
1196
Da ich gestern schon in meiner Vergangenheit stöberte, wollte ich das auch gleich mit dem Entsorgen alter Mails verbinden. Dabei stieß ich auf eine sehr nette Anfrage via Flickr eines mir Unbekannten, der einige meiner
Fotos kaufen wollte, um damit die Konferenzräume seines Unternehmens schmücken zu können. Ich solle ihn doch bitte dazu anrufen. Ich weiß nicht mehr, warum damals doch nichts aus dem Deal geworden ist, aber ich weiß jetzt, warum mir der Name meines neuen Nachbarn gleich irgendwie bekannt vorkam. Nun habe ich nicht nur seine Handynummer, sondern ich weiß auch, wo er wohnt …
Desideria - 2007-11-14 13:26
1297
Wenn man in melancholischer Stimmung in alten Tagebüchern blättert, muss man darauf gefasst sein, etwas zu finden, das diese Stimmung noch verstärkt. Bei mir war es gestern ein Zitat von Alberto Moravia, das ich vor langer Zeit wohl in einer ähnlichen Situation aufgeschrieben hatte: „Die Liebe ist viel zu schmerzlich, um den Menschen glücklich zu machen. Das wahre Glück kann nur darin bestehen, gar nichts mehr zu fühlen.“ Der Mann scheint mich zu kennen …

Desideria - 2007-11-14 12:52
1837