Reisen auf Gleisen ...

kann sehr informativ sein. So durfte ich während meiner letzten Zugfahrt von einem ehemaligen Bahnmitarbeiter erfahren, dass ein „Personenschaden“ im Westen unserer Republik innerhalb von 40 Minuten „geräumt“ wird, während man im Osten des Landes 50 Minuten braucht, um die Leichenteile unter der Lok zu bergen.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was er mir damit eigentlich sagen wollte, obwohl er mich anschaute, als hätte er mir nicht nur ein großes Geheimnis verraten, sondern auch die Welt an sich erklärt.

Auf meine Frage, warum sich wohl so viele Menschen vor den Zug werfen, wusste er aber auch keine Antwort. Er würde sich schließlich lieber in statt unter Zügen aufhalten, lachte er und zählte weiter die Tunnel, durch die wir fuhren…
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Konrad (Gast) - 2006-07-28 14:22

Ich frag mich, wieviel Leute sich vor einen Zug schmeißen müssen, damit man solche Werte verlässlich ermitteln kann. Ein Durchschnitt lohnt ja erst ab einer gewissen Zahl ...

Desideria - 2006-07-28 14:53

Das scheint, mir völlig unverständlich, ein sehr beliebter Suizidversuch zu sein, womöglich weil diese Methode relativ "sicher" ist. Angeblich muss jeder dritte Lokführer mit dem Trauma, einen Menschen getötet zu haben, zurecht kommen. Definitiv kein Job für mich...
Joerg M. - 2006-07-28 21:04

Leider kommt da ja noch zu, das bestimmte Strecken sich als besonders beliebt erweisen. Es gibt wohl eine ganze Reihe von Fernzug-Lokführern, die mehrere Suizide hinter sich haben. 1000 überrollte Menschen. Und jeder Lokführer wird statistisch alle 15 Jahre zum Täter gemacht ...
walküre - 2006-07-28 18:37

ich käme im traum nicht

auf die idee, mich vor den zug zu werfen - im schlimmsten fall bleibst du für den rest deines lebens ein pflegefall, im günstigsten bist du deine sorgen los und hast dafür jemanden vielleicht für den rest seines lebens traumatisiert. mir ist schon klar, dass selbstmörder in anderen dimensionen denken, ich erlaube mir aber dennoch, meine argumente vorzubringen, zumal meine 11jährige tochter heuer im winter auf der busfahrt zur schule bei einer eisenbahnkreuzung zeugin einer schienensuizidbedingten leichenteileinsammlung wurde, deren bilder noch lange durch ihren kopf geistern werden.

Desideria - 2006-07-29 15:30

Oh...

wie furchtbar. Ich hoffe, sie kann diese Bilder bald aus ihrem Kopf verbannen. Kinder sind oft stärker, als wir denken...
twoblog - 2006-07-28 21:27

Apfelmuss.

Wer sich bewusst unter den Zug begeben wird, der denkt nicht unbedingt an die Traumatisierung des Lokführers. Das Fatale scheint mir eher, dass er nur noch an sich denkt, an seine eigenartige Situation und er diese wohl schnell zu einem Ende bringen möchte.

Er bedenkt nicht, dass andere Mitmenschen in diese Tragödie mit hineinkommen. Er will das gar nicht wahrhaben, oder?

Im Falle des Kommentares eines Lesers hier, der mich sehr berührt hat und dessen Kind Zeuge einer solchen Situation (im Nachhinein) war, zeigt sich das Ausmass extrem.

Suizid ist eh schon hart - warum noch andere von uns beiziehen?

Da kann man von Vorwürfen zu ahnen beginnen oder einfach nur von totaler Verzweiflung flüstern. Schwierig. Menschlich. Schwach halt.

Mir wäre die Schiene formal zu eklig. Aber sie wird gewählt.
Wie könnte man 1000sende Kilometer Bahnlinie sichern?
Warum wollen wir alsvKind Lokführer werden?

Warum wurde der Artikel oben geschrieben? Lebenstagebuch.

Ich habe einen "zuverlässigen" Schweizer Lokführer (auch Ausbilder) kennengelernt, der mir zum Thema nur sagte: "Risiko - und wenn es einen von uns wieder mal erwischt, dann darf er eine bestimmte Zeit nicht mehr fahren" - von den Verzweifelten sprach er nicht.

Der Kluge fährt im Zuge?

kid37 - 2006-07-29 00:01

Neulich auf der Fahrt im ICE erklärte mir mein Sitznachbar, ebenfalls ehemaliger Bahner, das Wunderwerk der neuen Trennscheiben im Führerstandswagen. Normalerweise kann man als Reisender dem Zugführer über die Schulter schauen. Im Falle eines "Personenschadens" (ich dachte übrigens, es träfe jeden zweiten Lokführer), kann (soll) der Lokführer die Sichtscheibe zum Fahrgastraum "blind" schalten (es sind wohl zwei unterschiedlich polarisierte Scheiben, die leicht gegeneinander versetzt werden). Auf diese Weise sollen die Fahrgäste von unliebsamen Splatterszenen verschont bleiben. Für den Zugführer gilt das leider nicht.

Joerg M. - 2006-07-29 08:46

Das funktioniert etwas anders, man muss sich das wie ein Taschenrechnerdisplay vorstellen. Nur etwas groesser. Das mit dem jeden zweiten Kann hinkommen, es gibt viele Lokführer die mehrere Suizide hinter sich haben.

Wobei es nicht notwendigerweise Suzid ist. Unfälle sind auch nicht selten. An jenem Tag vor ein Paar Jahren, als das grosse Unwetter ueber Hamburg hereinbrach, fuhr ich von Berlin nach Hamburg. In Spandau stuerzte damals eine Frau vom Bahnsteig direkt vor den Zug. Das ist noch grausamer, da sich sowas um einen Unfall handelt. Der Lokführer kann zwar genausowenig dafuer, aber es hat dennoch eine andere Qualität.

Seit jenem Tag gehe ich unbewusst immer einen Schritt zurueck, wenn der Zug in meine Nähe kommt.
Desideria - 2006-07-29 15:44

"Schutzschilder" vor die zahlenden Gäste zu halten, lässt mich automatisch an dieses Spiel von kleinen Kindern denken, die sich die Augen zuhalten und dann glauben, da sie selbst nichts sehen, wären sie auch für andere unsichtbar...
Joerg M. - 2006-07-29 19:40

Ich find das schon ganz gut, ich moechte nicht die letzten Sekunden im Leben eines Menschen erleben muessen. Reicht schon, wenn der Lokfuehrer traumatisiert ist. Da will ich mich nicht einreihen ...

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