Ich hasse Weihnachten …

In unserer Firma bin ich für die Glückseeligkeit anderer verantwortlich. Besonders zum Jahresende. Aus dem einfachen Grund, weil es schon einmal funktioniert hat. Jedes Jahr das gleiche Drama: Gerenne, Gehetze und Geschleppe, das alles unter Zeitdruck und bei schlechtem Wetter. Ich hasse es, Geschenke für Menschen zu suchen, von denen ich nur die Telefonstimme kenne, die aber diese zu Freudensprüngen animieren sollen, damit sie sich dafür bei meinem Chef bedanken können. Ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Alptraum. Mein Alptraum.

Ich bemühe mich trotzdem, doch irgendwann kann ich dann dieses Überangebot von nutzlosen und kitschigen Dingen nicht mehr ertragen. Der Anblick noch eines ach so spacigen Kerzenleuchters, wunderbar praktischen Schreibtisch-Dingens mit Weckerfunktion oder Gott bewahre mich vor diesen Feng Shui tauglichen Duftverstäubern hat bei mir eher eine unangenehme Wirkung: ich hole meine Kettensäge (und zwar die Kabellose, die, die mit Kerosin angetrieben wird) aus dem Versteck und sortiere meine nähere Umgebung neu. Nix mit Seeligkeit und Pfefferkuchen. Pah! Pustekuchen!

Doch dieses Jahr konnte noch eine kleine Steigerung meiner persönlichen Folter erreicht werden. Kaum zu glauben, aber wahr: Der Chef persönlich möchte mir gerne auch etwas zu Weihnachten schenken. Eigentlich eine nette Idee, wenn er sie denn auch einfach umgesetzt hätte. Aber nein, er beauftragt mich! (die zu Beschenkende), ein bestimmtes Buch zu bestellen und zwar in einem Buchladen, der „gar nicht soo weit vom Büro entfernt ist“, damit ich nach der Arbeit dort vorbeigehen kann, die „Weihnachtsgeschichten“ dort abholen und bezahlen kann (da er ja gerade wie immer kein Geld dabei hat und Parkplätze gibt es ja dort auch so gut wie keine), um das Geschenk dann schön zu verpacken, ihm zu geben, damit er es mir feierlich überreichen kann. So macht Weihnachten wirklich Spaß!

Ich werde dieses Buch verpacken, bevor er noch eine mich huldigende Widmung hineinschreiben kann, so kann ich es wenigstens noch verschenken. Schön verpackt ist es ja dann schon…
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Cats - 2006-12-14 14:18

Es klingt aber auch vor allem nach etwas, was Sie auf gar keinen Fall haben möchten oder behalten würden, hm? Bin ich froh, daß der Laden hier groß genug ist, daß mir sowas nicht mal ansatzweise blüht. ;)
(Aber Sie haben, scheints, auch ein besonders einfallsloses Chefexemplar abbekommen.)

Desideria - 2006-12-14 16:40

Eigentlich ein schönes Buch, wenn man Weihnachten mag und nicht hasst...

(wenn er die Chance zum Deligieren sieht, nutzt er sie sofort ..)
L9 (Gast) - 2006-12-14 15:31

Na echt jetzt? Das ist ja schon sehr heftig. Ich würd ihm im Gegenzug 5 Euro in die Hand drücken und sagen, er soll sich auch was nettes leisten....

Desideria - 2006-12-14 16:28

... und auch seine Frau dazu einladen.
kayjay - 2006-12-14 15:31

ich hätte ganz was anderes reingepackt, und das dofe gesicht von chefe angesehen, was er so verschenkt.

Desideria - 2006-12-14 16:30

hähähä, auch eine schöne Idee!
brigitte - 2006-12-14 16:16

hättest du dir nicht ganz mutig wenigstens ein buch kaufen können, das du schon lange mal lesen wolltest?

Desideria - 2006-12-14 16:32

Ging nicht mehr, denn er kam ja auf diese glorreiche Idee, als ich die Bücher in höchsten Tönen pries, die ich für meine "Telefonbekannten" ausgesucht hatte ...
Cats - 2006-12-14 17:44

Aussuchen, dazumogeln, schon mal einpacken, drüber freuen... ich glaube, die Hemmschwelle wäre bei mir recht gering gewesen. ;)
Joerg M. (Gast) - 2006-12-14 18:02

Besonders bei Chefs dieser Kategorie sollte man diesbezüglich die gute Erziehung mal daheim lassen und den Schenkungstrieb eiskalt ausnutzen
Desideria - 2006-12-14 18:18

Und wie bitte schön packt man dann das falsche Buch vor versammelter Mannschaft aus?
Desideria - 2006-12-14 18:18

Wohl am besten mit einem Lächeln ;))
isabo (Gast) - 2006-12-14 19:07

Ist doch ganz einfach: wenn Du das Buch in den höchsten Tönen gepriesen hast, dann heißt das ja, dass Du es schon KENNST, bestimmt HAST Du es auch schon seit Jahren zu Hause, und kannst es natürlich gar nicht nochmal gebrauchen, sondern Dir vielleicht für das Geld was anderes aussuchen, hm?
Desideria - 2006-12-15 09:50

Es bleibt schwierig ...
Desideria - 2006-12-15 19:30

Ich habe es getan ...

Dank eures Zuspruchs habe ich tatsächlich die Bücher getauscht: statt der Weihnachtsgeschichten gibt es jetzt *Trommelwirbel* :
Marina Lewycka - Kurze Geschichte des Traktors auf UKRAINISCH

Hach, ich freue mich! Vielen Dank euch allen für die Verscheuchung meines Gewissens ;) Ich werde berichten, ob es sich gelohnt hat.
Girl from country (Gast) - 2006-12-15 08:57

Armes! Umgeben von einem Haufen Sadisten. Freu Dich auf Sonntag: Boss Hoss wird der Megahammer!!! Gibt es eigentlich noch Karten? Dann täte ich nämlich noch eine haben wollen.

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