Tagebuch

Dienstag, 10. Januar 2006

Der Tamagotchi-Effekt …

Eigentlich dachte ich diese kleinen Nervdinger wären alle Dank des schnell nachlassenden Interesses ihrer hippen Besitzer gestorben oder würden in irgendeiner Kiste verrotten, aber sie scheinen einfach nur die Körper gewechselt zu haben und stehen uns jetzt in harmloser Form im Weg, ohne dass wir sie gleich als die einstigen Quälgeister erkennen, die ständig nach Aufmerksamkeit schrieen. Schlimmer als jeder Handtaschenhund. Denn einer dieser überlebenden Tamagotchis hat anscheinend die Gewalt über unsere Kaffeemaschine erlangt. Die tut nichts mehr ohne vorherige Gegenleistung plus Streicheleinheiten.

Du willst einen Capuccino? Dann wechsle gefälligst erst meinen Filter. Was, auch noch mit Milch? Na, hol mal welche aus dem Keller. Geht trotzdem nicht! Keine Bohnen mehr! Und Wasser nachfüllen, sonst gibt’s gar nichts!

Ich werde dieses elende Ding am langen Arm verhungern lassen …
1105

Montag, 9. Januar 2006

Hotel California ...

Die Spezies der heterosexuellen, männlichen Wesen nimmt nicht nur aus Gründen der Arterhaltung einen speziellen Stellenwert bei der Wahl meiner Freizeitgestaltung ein. Voller Vorfreude, obgleich mit unbestimmter Erwartungshaltung, gehe ich immer wieder das Risiko eines Zusammentreffens mit dieser scheuen Gattung ein. Alle warnenden Einwände mir Wohlgesinnter schlage ich in den Wind, das Abenteuer fest im Visier. Und ausgerechnet dann passiert das Unvorhersehbare. So weit wollte ich gar nicht gehen.

Meine Theorie, dass alles im Leben nur aus Langeweile, dem Wunsch unsterblich zu sein (Arterhaltung!) oder Gier entsteht, bestätigt sich leider immer wieder. Recht profan das Ganze, aber eben bis jetzt noch nicht widerlegt. Ethik, Moral, Religion – alles sentimentaler Scheiß! Aber einen "tieferen Sinn" scheint es doch zu geben, irgendetwas, was mich davon abhält, dieses Angebot anzunehmen, für immer irgendwo am Strand ohne Sorgen mit einem alkoholischen Erfrischungsgetränk dekorativ rumzuliegen und "das Leben" zu genießen.

Das Schulterklopfen ob meiner Unbestechlichkeit kann man sich sparen. Nix Unbestechlichkeit: Hier siegt weder Ethik, noch Moral oder etwa Religion, sondern mein Autismus in der unschlagbaren Kombination mit meinem Egoismus. Ego-Cocooning deluxe.

Ich bringe es durchaus fertig, Menschen zu lieben, die ich noch nicht mal leiden kann, aber es fällt mir unglaublich schwer, 24 Stunden ihre Anwesenheit zu ertragen. Und wenn mir jemand zu Füßen liegt, fühle ich mich, als wären sie einbetoniert. Da hilft es auch nicht, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

So! Versprochen ist versprochen: Ich habe darüber nachgedacht. Aber mir ist weder langweilig, noch will ich meine Art um jeden Preis erhalten und Gier ist mir einfach zuwider. Es gibt also keinen Grund nach Amerika auszuwandern, noch zu heiraten. Tut mir Leid. Aber Danke! für das Angebot …
1151

Freitag, 6. Januar 2006

Note to myself ...

Halte dich von Oscar Wilde und Dorothy Parker fern, sobald es dunkel wird!
1092

Dienstag, 3. Januar 2006

Vorsatz für 2006 …

L O S L A S S E N.


Zulassen übe ich dann 2007.
2281

Donnerstag, 29. Dezember 2005

Vom Christkind mit dem Engelshaar ...

oder "Immer Ärger mit die Blagen", wie man bei uns zu sagen pflegte.

Diesmal waren es nicht meine haarigen Blagen, die den Ärger machten, sondern die meiner Freundin. Um genau zu sein, war es nur einer der Rasselbande, die sie sich in den letzten Jahren zugelegt hatte, um eine Großfamilie zu simulieren. Seine Daseinsberechtigung in ihrem Hause verdankte er dem Umstand, dass sie glaubte, meine Lebensfreude würde aus dem Zusammenleben mit zwei eigensinnigen Monstern gespieen und diese ach so einfache Art der Depressionsbekämpfung wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Nur so furchtbar haaren wie meine Glücksbringer sollten sie bitte nicht.

Deshalb wurde auch mein Vorschlag, aus einem Tierheim das kuscheligste Waisenkind zu adoptieren, vehement abgelehnt und stattdessen die einschlägige Fachpresse konsultiert. Nach knapp 2 Monaten intensivsten Studiums kristallisierte sich eine Kurzhaar-Rassekatze heraus, die im Wesen und Charakter meiner Freundin recht ähnlich und deshalb kompatibel zu sein schien. Eine Adresse von einem Züchter mit frischem Nachwuchs war schnell gefunden.

Was uns dort, bewaffnet mit Katzenkorb, Kreditkarte und dem Willen, endlich Verantwortung für Schutzbefohlene zu übernehmen, erwartete, war nicht die von meiner Freundin erhoffte Elite-Herberge, sondern eher ein Ort, der bei uns den Raff-Reflex "Lass uns schnell retten, was aus diesem Elend noch zu retten ist und dann nix wie weg hier!" auslöste.

Noch unter Schock wurde schnell das nötige Equipment für ein neues Leben in ordentlichen Verhältnissen auf St. Pauli von der neuen Pflegemutter besorgt, indem sie mitten in der Hamburger Innenstadt an diesem Samstagnachmittag mit ihrem Wagen die Einfahrt eines Parkhauses blockierte und mich mit zwei Schreihälsen im Arm und Korb und dem Vorschlag, doch solange um den Block zu fahren, zurückließ.

Das war der Moment, an dem ich erkannte, dass mehr schief laufen sollte, als es sich bis jetzt abzeichnete. Als ich dieses winzige Wesen, das ich aus dem Kleiderhaufen in dieser Hölle gefischt hatte, durch liebevolles Streicheln beruhigen wollte, bemerkte ich ein für diese exquisite Rasse doch recht ungewöhnlich langes Haarkleid. Somit war die Voraussetzung für unabdingbaren Liebe schon nicht mehr gegeben. Ich ahnte Schreckliches, behielt aber meine Befürchtungen für mich. Dumm gelaufen, von Anfang an. Doch trotz aller falschen Vorbedingungen haben sich die beiden, langhaarig oder nicht, in kürzester Zeit in das Herz meiner Freundin geschnurrt und sind da auch nicht mehr herauszubekommen.

Aber zurück zum eigentlichen Ärger: Einer dieser inzwischen sehr, sehr großen Siamkater, und zwar derjenige, der einem explodierten Mopp nicht unähnlich ist, dachte sich wohl, dass Weihnachten ja bekanntlich die beste Zeit ist, um endlich mal wieder eine Notarztpraxis zu besuchen. So fraß er in einem unbeobachteten Moment das Engelshaar aus der Festtagsdekoration, welches Stunden später seine Eingeweide auf dem Röntgenbild schön leuchten ließ. „Solche „Christkinder“ haben wir öfter zu Weihnachten.“ sprach der Arzt, schlitzte dem Kater noch rechtzeitig den Bauch von vorne bis hinten auf und überreichte meiner vor Gram völlig verstörten Freundin die Rechnung über 500 Goldmünzen.

Ich glaube ja nicht mehr so richtig ans Christkind, aber wenn ich so sehe, dass mein Rocker auch vor rostigen Nägeln nicht zurückschreckt und auch sonst alles, was in seine Schnauze passt, runterschluckt, dann halte ich es nicht mehr für völlig unwahrscheinlich, dass er sich eines Tages auch in ein Christkind verwandelt. Ich lege prophylaktisch schon mal ein paar Goldmünzen zur Seite …
1048

Dienstag, 27. Dezember 2005

Ich bin Muse ...

muse
das heißt, eigentlich wirken wohl eher meine Fotos inspirierend.
Giraffen in Öl. Das hat mich sehr gefreut. Vielen Dank.
1020

Samstag, 24. Dezember 2005

Feliz Navidad ...

Bescheidenheit

Frohes Fest, meine Lieben,
habt eine schöne Zeit und seid trotz allem nett zueinander.
917

Freitag, 23. Dezember 2005

Magendrehung ...

Gestern gab es mal wieder bei uns einen dieser qualvollen Man-steht-mit-einem-Glas-in-der-Hand-rum-und-weiß-nicht-was-man-sagen-soll-Abschiede. Diesmal wurde eine Frau gegangen, der ich indirekt meinen Job zu verdanken habe. Man hat mich während ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit eingewechselt und war nicht gewillt, dies nach ihrer Genesung rückgängig zu machen. Was mir immer ein schlechtes Gewissen und ein flaues Magengefühl bescherte, wenn ich ihr begegnete. Was soll man in so einer Situation sagen, dumm in der Gegend mit dem Glas in der Hand rumstehend? „Blöd, dass du jetzt gehen musst, aber Danke! für den Job.“ ??

„Alles, alles Gute für die Zukunft und bleib gesund.“ ist mir dann doch noch über die Lippen gekommen. Und sie sah mich mit feuchten Augen an und antworte: „Und du bleib bitte so, wie du bist. Du hast nicht nur mich so oft zum Lachen gebracht.“ Da stellte sich mein schlechtes Gewissen beschämt in eine Ecke und mein flauer Magen rebellierte mit letzter Kraft …
943

Freitag, 16. Dezember 2005

Wien mit Ethan Hawke ...

Wenn ich einen Film sehe, der in einer Stadt spielt, in der ich schon einmal war, versuche ich automatisch, die Filmkulisse wie kleine Puzzlesteine in mein Bild von dieser Stadt einzufügen. Gestern war es Wien mit Menschen, die da nicht hingehören. Ethan Hawke und eine Französin, deren Namen ich vergessen habe, schlendern durch die Stadt und philosophieren über zwischenmenschliche Beziehungen. Das ließ mich sofort (nachdem ich den dringenden Wunsch, auch einmal mit Ethan Hawke durch Wien zu schlendern, unterdrückt habe) an die Menschen denken, mit denen ich tatsächlich durch Wien geschlendert bin.

Das waren sehr unterschiedliche Menschen und durch sie sah ich Wien jedesmal anders. Vollkommen anders. Als hätte ich jedesmal eine andere Stadt besucht.

Mein erstes Wien besuchte ich frisch verliebt und ich fand es wunderbar, dass er mich mitnahm, obwohl die Stadt eigentlich inspirierend auf ihn wirken sollte, damit seine Kreativität nur so sprühen konnte. Es war Sommer, die Stadt schien aus weißem Marmor und aus blauen Bildern von Yves Klein zu bestehen, aus unglaublich hohen, Stuck besetzten Räumen mit Lüstern an der Decke und knarrendem Parkett am Boden. Es hätte mich nicht verwundert, Sissi in einem weißen Rüschenkleid um die Ecke kommen zu sehen. Alles war hell und leicht. Ich war verliebt und wohl auch Inspiration.

Alles war anders beim zweiten Wienbesuch. Diesmal sollte ich anlässlich des Weihnachtsfestes, auch den Teil der Familie, die nicht nach Canada ausgewandert war, des Cowboys, für den ich den Kreativgott vom letzten Besuch in Wien verlassen habe, kennenlernen. Während mein Cowboy gedachte, im Kreise seiner Lieben unsere Verlobung feierlich bekanntzugeben, bastelte ich insgeheim schon an einen Fluchtplan. Alles war dunkel und kalt. Keine Lüster weit und breit und Sissi war wohl inzwischen gestorben und das bestimmt nicht freiwillig.

Wien, zum dritten Mal. Diesmal war kein Mann im Spiel. Ich konnte sogar eine weibliche Person überreden, mitzukommen auf diese sehr spontane Reise. Wir flogen also nach Wien, um dort Menschen beiderlei Geschlechts zu treffen, die wir nicht kannten, weder gesehen noch gesprochen hatten und die trotzdem bereit waren, uns bei sich aufzunehmen, als würden wir zur Familie gehören. Einfach so. Wir verbrachten einen wundervollen Abend mit wunderbaren Gesprächen, schlenderten gemeinsam durch die Stadt und kutschierten durch die Parks an berühmten Palästen vorbei. Es war Sommer und es regnete die ganze Zeit. Wien glitzerte und ich habe Tränen gelacht.

Ich hoffe, ich werde noch oft durch Wien schlendern. Mit oder ohne Ethan Hawke ...
1144

Montag, 12. Dezember 2005

Weihnachtsfeier, Wienbesuch und Womanizer …

das waren sehr grob umrissen die Highlights meines Wochenendes. Blöd an diesem opulenten Weihnachtsfest war nur, dass ich wahrscheinlich denjenigen für immer verprellt habe, der mir sonst wohlgesonnen war und nur, weil ich es einmal abgelehnt habe, mit ihm zu tanzen. Dabei lag es gar nicht an ihm, sondern an dem widrigen Missverhältnis zwischen meiner Lust auf heiße Sambatänze und dem mit Holz und rotem Teppich abgedeckten Kopfsteinpflasterboden, der späten Stunde, der Anzahl der getrunkenen Getränke und der Höhe meiner Absätze. Manche Männer beziehen ja alles auf sich selbst und sind dann leider sehr schnell dauerhaft gekränkt. Als ob es nicht andere Probleme auf dieser Welt gäbe.

Leicht geschwächt von der Kräfte zehrenden Feier der vergangenen Nacht war meine Vorfreude auf den Besuch aus dem fernen Burgenland doch genauso hoch, wie die Berge, die da so rumstehen. So trafen wir drei (die scheue Person, die Hexenmeisterin und meine Wenigkeit) uns wieder einmal in illusterer Runde im Steineschmeißer-Viertel beim Portugiesen zu Speis und Trank. Dieses Viertel scheint geradezu prädestiniert zu sein, um dort Menschen unter absurden Umständen zu treffen, die man dann spontan ins Herz schließen kann – je nach Temperament. So hatte die Hexenmeisterin aus dem Burgenland vorsorglich vorgesorgt und einen Liebhaber filigranst gestochener Nadelbilder und einen berüchtigten Womanizer mitgebracht - voraussehend, wie sie nun mal ist...

Langsam kehre ich aber wieder ins wahre Leben zurück, in denen es so schreckliche Dinge wie etwa diese elenden Montage gibt, an denen Wecker nicht wecken und einen den ganzen Tag hinter der verlorenen Zeit herjagen lassen. Deshalb war ich auch heute nicht sonderlich überrascht, von meiner Schwester via Mail zu erfahren, dass ihr Tag damit angefangen habe, bei dem hektischen Versuch, einen scheinbar leeren Wagon, der sonst total überfüllten S-Bahn zu besteigen, das mit viel Kreativität und Herzblut gezauberte Lunchpaket samt unverzichtbarem Schmicktäschchen unfreiwillig auf die Gleise katapultiert zu haben. Sie hätte bestimmt miterleben können, wie sich die Gleise dramatisch blutrot färben, wenn dieser Wagon denn tatsächlich losgefahren wäre...
1359

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Früüühling ...
Desideria - 2015-03-17 19:21
Schön, etwas von Dir...
Schön, etwas von Dir zu lesen... ich fange auch endlich...
virtualmono - 2014-05-02 13:44
vollmond
Deine Empfindungen und Beschreibungen kommen mir am...
yvonne (Gast) - 2014-04-15 11:53
Probier's doch einfach...
Probier's doch einfach mit Schreiben. Wirst schon sehen,...
Hoffende - 2014-03-20 21:52
Ich bin fürs Schreiben...
Paulaline - 2014-03-20 21:29
Wieder für ein Jahr bezahlt...
... mal sehen, ob ich dann hier auch wieder schreibe...
Desideria - 2014-03-17 21:11
Auf ein Neues ...
Desideria - 2014-01-06 21:19
Haha! ;-)
Haha! ;-)
deprifrei-leben - 2013-12-21 16:15
wenigstens einmal zu...
wenigstens einmal zu Ende geschaut ... immerhin.
Desideria - 2013-12-21 02:34
Insomnia ...
Nicht schlafen können und zur Ablenkung Hannibal Lecter...
Desideria - 2013-12-21 01:16

Status

Online seit 7744 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2021-07-15 02:03



??????????????
Ach?!?!
Alltagsfragen
Das Leben in vollen Zügen
DATUM
Der Unterschied
Echt jetzt ?!
einfach schoen
Essen und Trinken
Fettnaepfchen
flickrhamburg
Fragen
Frauen etc.
FreitagContent
HHAASSSS!!!!!
in Buechern leben
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren