Tagebuch

Montag, 23. Februar 2009

Nix ist umsonst …

Da hab ich mal wieder zu laut: Hier! geschrien. Und jetzt werde ich quasi genötigt, meine Schreibmüdigkeit zu überwinden. Herr Paulsen hat mir liebenswürdigerweise sein Ticket für eins der wenigen Konzerte von DAF geschenkt, verlangt aber dafür einen Augenzeugenbericht.

Jetzt bin ich in einer Zwickmühle:
1. kann ich ja keine objektiven Konzertkritiken schreiben, das können andere viel besser, mir gefällt es oder eben nicht und das hat meist sehr viel mit meiner Stimmung an diesem Tag, meiner Begleitung und dann noch ein wenig mit meiner Sympathie für den/die jeweiligen Künstler zu tun, vom Konzertsaal, dem Licht und dem Geräuschpegel ganz zu schweigen. Das sind so viele Variablen, dass garantiert jeder, der auch bei dieser Musikdarbietung anwesend sein wird, einen völlig anderen Eindruck mit nach Hause nehmen wird.

2. Also, wenn 1. schon nicht hinhaut, kann ich nur mein ganz persönliches Bild wiedergeben und dann müsste ich weit ausholen und sehr privat werden, und wer weiß, ob hier Kinder (oder womöglich meine Eltern) mitlesen und ich käme ganz schnell in Teufels Küche in arge Erklärungsnot.

Andererseits ist das ja auch schon eine ganze Weile her und früher war ja alles besser anders, kann man ja gar nicht mit heute vergleichen und ab und zu vermisse ich auch diese Sorglosigkeit gepaart mit der bunten Rebellion gegen alles oder zumindest gegen das Spießertum um einen herum, auch auf die Gefahr hin, dass mein Vater die Straßenseite wechseln würde, weil er keine Tochter mit den cyclamfarbenen Haaren haben wollte.

Je länger ich darüber nachdenke, je weniger möchte ich diese Zeit missen. Also werde ich Déjà vu-gebeutelt auf dieses Konzert gehen und mit Genugtuung feststellen, dass auch andere Menschen älter werden, aber das Herz immer noch den Mussolini tanzt.

Ich hoffe nur, dass ich nicht auch diesen verklärten Gesichtsausdruck von der Oma in diesem Waschmittelspot bekomme, die ihrer Enkeltochter beichtet, dass sie auch mal auf einem Rockkonzert war, damals bei Jimi Hendrix, aber ihre Klamotten wurden nicht vom Matschtanzen verwüstet „…denn wir hatten keine an.“
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Montag, 27. Oktober 2008

Wochenend-Resumée…

Sleepless in Barcelona ...

...sleepless in Barcelona ...
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Mittwoch, 15. Oktober 2008

Baum fällt …

Die Reaktionen aus meiner näheren Umgebung auf meinen neuen Kettensägenschein sind - sagen wir mal – unterschiedlich. Mir hat es am Wochenende sehr viel Spaß gemacht bedeutet, endlich die Berechtigung zum Kettensägenmassaker zum selbstständigen Baumfällen in den Händen zu halten. Mein Vorsäger war stolz ob meiner virtuosen Handhabung des schweren Geräts und meiner Fähigkeit - trotz der perfekten Fallrichtungbestimmung, der idealen Fallkerbanlegung und des mustergültigen Fallschnitts, den verhedderten Baumwipfel aus der Umklammerung der andere Bäume mit einen erneuten Einschnitt am Stamm über den dadurch entstandenen Drehzapfen zu drehen und somit meinen ersten Baum zu Fall bringen zu können, ohne mir oder meinen zwei Mitstreiterinnen lebensgefährliche Wunden zuzufügen, sei es durch herab fallendes Holz oder umher fliegende Sägeketten. Nur der Baum starb … diesmal.

Mit einem Liedchen auf den Lippen Mein Freund, der Baum, ist tohoot… stapelten wir die Holzscheite im Wald, nicht dass sich da ein unvorsichtiges Rehkitz noch das Bein bräche bei der entstandenen Unordnung. Bis hierhin waren alle Reaktionen durchweg positiv, selbst die anfangs skeptische Journalistin überschlug sich nur so mit Superlativen. Und wir 3 Frauen waren sowieso mit Herzblut bei der Sache.

Doch dann folgten die Reaktionen meiner lieben Verwandtschaft, die die volle Bandbreite von Panik „Kind! Bist du denn des Wahnsinns? Du kannst dich damit ja umbringen!" bis zu völligem Unverständnis „Ich musste ja damals in Canada ganze Landstriche roden, warum machst du das nur freiwillig?" abdeckten. Kein einziges Schulterklopfen oder wenigstens verhaltene Bravorufe … nichts dergleichen. Gar nichts.

Aber es sollte noch schlimmer kommen. Mit stolz beschwellter Brust reiste ich zu dem Mann in der anderen Stadt und erntete dort einen tiefen Seufzer mit einem langsamen und irgendwie resignierend aussehendem Kopfschütteln. Nun gut, man muss nicht immer einer Meinung sein, sonst würde man ja über kurz oder lang vor lauter Harmonie Amok laufen. Doch das sollte nicht seine letzte Reaktion auf meine neuen waidmännischen Fähigkeiten bleiben, denn bei der nächster Gelegenheit fand er doch deutliche Worte.

Als wir wenig später in der dunklen Räumlichkeit einer künstlerisch wertvollen Video-Installation standen, in der an allen vier Wänden flächendeckende Aufnahmen mitten aus dem Regenwald abgespielt wurden, so dass man sich wirklich mitten im Dschungel wähnte, überwältigt von der Schönheit unserer Planetenlunge, traf uns plötzlich und sehr realistisch die eigentliche Botschaft des Künstlers durch im Minutentakt mit gewaltigem Krachen umstürzende Riesenbäume, die eine große Lücke in der grünen Wand hinterließen.

„Und so etwas machst du! … Mörderin!“ Wieder krachte ein Mammutbaum mit lautem Ächzen in den Wald und riss eine breite, helle Schneise in den Urwald. Als das Getöse verebbte, konnte ich endlich etwas entgegnen: „Es werde Licht!“
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Dienstag, 30. September 2008

Von der Dankbarkeit …

Aufgewacht, weil der Kater seine Lieblingsmaus mit ins Bett gebracht hat und lautstark daran rumnagt. Dämmendes Fell hat sie schon lange nicht mehr und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auch keine Maus mehr in dem Plastikklumpen erkennen können. Fast lächelnd legt er den unförmigen Morgengruß vor meiner Nase ab. Danke.

Verschlafen aus dem Bett in den Wohnraum gestolpert, um dort vor Schreck fast zu sterben, weil ein lächelnder Mann mir im Halbdunkeln auf dem Gerüst vor meinem Fenster winkend ein „Morgään!“ entgegenschmettert, um mir dann auf’s Dach zu steigen, mit lauten Aufprall, der fast meine Bilder von den Wänden holt, die Propangasflasche fallen lässt, die er braucht, um das Dach zu reparieren, damit der Regen sich nicht immer seinen Weg zum Garten durch meine Küche bahnen muss. Vielen Dank.

Fernseher angeschaltet, um den Wetterbericht zu sehen, hier oben Kälte mit Regen von der Seite, aber im Süden das richtige Wetter, um den Öxle-Graden des Weines für dieses Jahr den richtigen Schub zu geben. Vielen, vielen Dank!

Computer angemacht, um die Mail vom Verreisten zu lesen, bei dem sich, endlich zur Ruhe gekommen, sämtliche durch Stress ausgelösten unangenehmen Symptome in ihrer vollen Blüte entfalten, er aber meint, dieser mit pharmazeutischen Drogen gedopte Zustand sei durchaus eine feine Sache. Na, danke schön.

Onkel angerufen, der hat heute Geburtstag. 93 ist er geworden und auf die bange Frage, wie es ihm gehe, schließlich hatte er in den letzten Jahren wirklich schwere Krankheiten zu überwinden und er hatte schon zweidreimal mit seinem Leben abgeschlossen, da lacht er ins Telefon, dass ihm nur der Lendenwirbel ein wenig Probleme macht und das zieht so ins Kreuz, aber ansonsten ginge es ihm gut, er könne wieder laufen, mit dem Rolator zwar, aber damit wäre er jetzt wieder unabhängig und darauf käme es ja wohl an. Vielen, lieben Dank dafür … wem auch immer.
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Montag, 29. September 2008

Power Cocooning ...

Eigentlich hätte ich das Wochenende dringend gebraucht, um meinen Autistentank wieder aufzufüllen, der in der Woche davor arg strapaziert wurde, aber anstatt mich zu Hause einzuschließen und mit geschlossenen Augen vor mich hin zu OOMMen, habe ich mich doch unter Leute gewagt und siehe da: es hat sogar Spaß gemacht und das selbst 2 mal hintereinander. Das hätte ich letzten Freitag nicht für möglich gehalten.

Doch es gibt Menschen, die keine Kosten und Mühen scheuen, um fröhliche Zusammenrottungen von Gleichgesinnten zu organisieren, bei denen man das Herzblut, das darin investiert wurde, deutlich spürt und für die sogar andere Menschen aus fernen Städten anreisen, nur um dies endlich einmal selbst mitzuerleben, wovon andere ihnen immer nur vorgeschwärmt haben.

Und wenn wir dann alle mit einem Lächeln im Gesicht und im Herzen nach Hause gehen, wundert man sich überhaupt nicht mehr, dass es tatsächlich unter einigen Wortliebhabern sogar zum Austausch von Körperflüssigkeiten gekommen ist und das Ergebnis jetzt quietschvergnügt mit Bauklötzen schmeißt. „So weit kann es kommen“ lächelte ich auf dem Nachhauseweg vor mich hin, bevor ich vor Rührung schluchzend auf der heimischen Couch die Taschentücher aus der Kleenexbox zog, um wieder freie Sicht auf „Nur die Liebe zählt“ zu bekommen … hach…

bader
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Mittwoch, 10. September 2008

Was ich wirklich hasse …

ist, wenn ich diese blöden Benachrichtigungen im Briefkasten finde, dass ein Mitarbeiter der Deutschen Post AG stur seine Job gemacht hat, anstatt mal kurz bei meinen hilfsbereiten Nachbarn nachzufragen, ob sie ein Paket für mich entgegennehmen könnten und ich diesen roten Zettel erst nach einem Kurzurlaub finde, sodass ich genau noch einen Tag Zeit habe, quer durch die ganze Stadt zu fahren, um dieses Paket abzuholen, obwohl ich Dank des Kurzurlaubes genau das nicht habe, nämlich Zeit, und ich auch nicht einsehen kann, warum ich dieses Paket abholen sollte, da ich keinen blassen Schimmer habe, von wem es sein könnte oder was es beinhaltet, womöglich reiße ich mir für eine blödsinnige Werbesendung ein Bein aus, das wäre ja nicht das erste Mal, und das ganze nur, weil es am nächsten Tag zurückgeschickt würde und ich so nie erfahren könnte, was denn nun eigentlich in diesem Paket war, aber vor allen Dingen, von wem es abgeschickt wurde und warum nur.

Unbefriedigte Neugier ist ja ein Garant für schlechte Laune und die kann ich nun gar nicht gebrauchen, Werbesendung hin oder her. Also habe ich mir doch heute die Zeit gestohlen und bin quer durch die ganze Stadt gefahren, um eben diese Neugier zu befriedigen, sei es auch noch so enttäuschend.

Es war aber doch tatsächlich ein Geschenk, dass mir jemand via Amazon geschickt hatte. Alle meine Fragen nach dem Was? Von wem? Warum? wurden mit einem Satz beantwortet:

„Hallo D., mußte beim Hören der CD zwangsläufug an Dich denken … Gruß H.“

Tief bewegt von soviel mitfühlender Großzügigkeit, musste ich mir doch tatsächlich Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln wischen. Ich möchte euch dieses liebliche Musikstück, dass Männer an mich denken lässt, auf keinen Fall vorenthalten:


Vielen, lieben Dank, H.! Mir fehlen die Worte …

... but you made my day ;)
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Mittwoch, 20. August 2008

Eigentor ...

In meiner Familie (besonders im mütterlichen Strang) sind es schon immer die Frauen gewesen, die aus der Reihe tanzten und Schwierigkeiten hatten, sich gegebenen Normen anzupassen oder vermeintlich höher rangingen Personen unterzuordnen. Sie waren es immer, die mit dem Kopf durch die Wand oder mit dem Banner auf die Strasse gingen, während ihre Männer an ihren Aufstieg arbeiteten und dafür ihren Kopf hinhielten. „Du sollst nicht nach den Sternen greifen!“ war das männliche Credo, während das schwache Geschlecht beharrlich an „Alles ist möglich!“ festhielt.

Es wundert mich immer wieder, wie diese Gegensätze im Denken und Wünschen zueinander gefunden haben, aber Liebe macht blind Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, schon allein, um die unangenehmen Folgen der Inzucht zu vermeiden. Anders kann ich mir diese Paarbildungen nicht erklären.

Denn die Zähmung der Widerspenstigen ist auch nie wirklich geglückt, selbst wenn man(n) sich kurz vor dem vermeintlich harmonischen Ziel wähnte, widersetzte sich die zu Zähmende meist durch unerlaubte Kampfmethoden oder plötzliches Verschwinden. So kommt es, dass in meiner Familie es nie langweilig wird immer ein wenig Diskussionsbedarf besteht und mir manchmal Dinge zu Ohren kommen, die ich wirklich gar nicht wissen will.

Nun könnte man denken, bei uns würde der Geschlechterkampf noch in voller Blüte stehen, ja sogar, dass wenigstens in meiner Sippe der weibliche Part auf der Gewinnerseite stünde, aber weit gefehlt, die wehrhaften Damen verschwenden ihre Energie damit, sich gegenseitig zu bekriegen, anstatt gemeinsam gegen den vermeintlichen emanzipatorischen Gegner in die Schlacht zu ziehen.

Schlichtungsversuche haben nicht den gewünschten Effekt, man trägt nur selber seelische Wunden davon, wenn man sich als Pufferzone zur Verfügung stellt und ist am Ende noch der Sündenbock. Das macht man einmal und dann nie wieder. Waffenstillstand wird nur erzielt, wenn die Meinungsverschiedenheiten sich so sehr in die Höhe geschraubt haben, dass eine der Streithennen den Hörer aufknallt auf das Höchste beleidigt das Schlachtfeld verlässt und fortan die Kommunikation mit der jeweils anderen Uneinsichtigen auf unbestimmte Zeit komplett einstellt.

Wohltuende, lang ersehnte Ruhe kehrt ein und man kann sich endlich wieder den wirklich wichtigen Dingen widmen, wie nach den Sternen zu greifen, denn schliesslich ist alles möglich …
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Montag, 11. August 2008

Prometheus sei Dank ...

Alle Jahre wieder treffen sich, weit ab von der Großstadt-Zivilisation und deren Lichtsmog, ein paar Menschen, die sich in den Tiefen des virtuellen Netzes gefunden haben, um genau dieses Ereignis gebührend zu feiern. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen an einen geheimen Ort, um dort ihre rituellen Zeremonien abzuhalten. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, damit daraus jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis für alle wird.

Selbst das Wetter passt sich diesem Treffen an, denn auch wenn es vorher wochenlang geregnet hat, ist diese Nacht immer sternenklar und die Hähne wecken uns bei Sonnenaufgang. Es ist warm genug für Badewetter – auf zum See rituelle Waschungen und andere Huldigungen der Natur. Eine solche Nacht unter dem funkelnden Sternenhimmel am wärmenden Feuer schweißt zusammen, auch wenn man sich nur selten sieht.

So fällt die Begrüßung auch immer sehr herzlich aus, es wird umarmt und geküsst, als ob dies die letzte Gelegenheit wäre, bevor die Welt endgültig in einem schwarzen Loch verschwindet. Kleine Geschenke werden ausgetauscht (ich bin jetzt stolze Besitzerin eines Kettensägen-T-Shirts und es ist schon eine ganze Weile her, dass ich mit Blumen und mit kalten alkoholischen Erfrischungsgetränken an einem fernen Flughafen erwartet wurde) und mit sprudelndem Nektar auf die Freundschaft und das 5-jährige Jubiläum angestoßen. Hoch die Tassen!

Schon in grauer Urzeit hat das Zusammenrotten am großen Feuer ein wohliges Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes vor allerlei Unbill in uns ausgelöst. Nun gut, etwas später im wilden Westen ist einem bei der Gelegenheit gerne mal der Skalp abhanden gekommen oder ein wenig Blei kam unglücklich geflogen, aber, hey, die Wölfe blieben immer noch fern.

Um nicht nur wilde Tiere, sondern auch die bösen Geister zu vertreiben, malte das Feuerzeichen unter uns hell leuchtende Verschwörungen in den Nachthimmel, während wir dem Großen Wagen auf seinem Weg durchs Firmament nachsahen, bevor uns der Schlaf doch noch übermannte und einer nach dem anderen in die wunderbare Welt der Träume abglitt. Gut, dass dieser uralte Instinkt, die Herde Gruppe des Nachts vor Raubtieren zu schützen, noch bei den männlichen Anwesenden sogar im Schlaf seine Wirkung entfaltet und sie zwangsläufig grollende Geräusche von sich geben, die jeden erdenklichen Feind sofort in die Flucht schlagen würden. Tja, die Evolution hat sich dabei wohl etwas gedacht.

X
So sicher durch die Nacht gekommen, konnten wir uns schon im Morgengrauen an anderen Geräuschen erfreuen, die zwar nicht zur Kommunikationstonlage des Homo sapiens gehören, aber, obwohl fremdartig und für diesen nicht entschlüsselbar, durchaus von einem Mitglied dieser Spezies lautstark nachgeahmt wurden, bis sie Mantra ähnliche Züge annahmen. Leider zeigte dies nicht bei allen Überlebenden die gleiche beruhigende Wirkung, selbst die Lebewesen, die diese Sprache untereinander sprechen, zeigten sich zunehmend irritiert. Nun ja, man kann mit der falschen Aussprache, ohne es zu wollen, große Missverständnisse in die Welt setzen oder gar Kriege anzetteln. Mantra hin oder her und Love hurts.

irre
Aber auch das schönste Kuschelfest neigt sich irgendwann dem Ende zu und der Alltag drohte schon am Horizont. Der Abschied ist immer ähnlich herzlich, wie die Begrüßung, nur mit mehr Wasser in den Augen. Und dann beginnt auch schon bald die Vorfreude auf das nächste Mal, wenn ich die ganze Bagage endlich wieder in die Arme schließen kann. Schön war’s! Danke!

herzig
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Mittwoch, 9. Juli 2008

Schneller Wechsel ...

Hamburg hat nicht nur ein Gesicht, sondern ändert, ähnlich wie Dr. Jekyll and Mr. Hyde, zu bestimmten Stunden sein Antlitz. Der Fischmarkt frühmorgens und die Reeperbahn nachts um halb eins, gelten zwar als typisch Hamburg, haben aber nicht denselben Charakter, obwohl es immer wieder Überschneidungen gibt, etwa wie bei Ebbe und Flut. Hamburg im Regen ist eine ganz andere Stadt als in der Sonne. Tagsüber gehört die Stadt anderen Menschen, als nachts. Aber wie in jeder Stadt folgen diese Wesensänderungen einem bestimmten Rhythmus, eben wie Ebbe und Flut.

So begegne ich jedes Mal beim morgendlichen Laufen denselben Personen und weil dem so ist, grüßt man sich, bis auf wenige Ausnahmen, mehr oder weniger erfreut und rennt weiter seiner Wege. Im Schnitt sind das so 12 bis 16 Leute, 6 bis 8 Hunde und mindestens 37 (sichtbare) Hasen in jeder Größe, die sich mit mir den Weg an der Elbe teilen.

Aber heute Morgen kam mir nicht die kleine japanische Dame mit ihren Nordik-Walking-Stöcken entgegen, kein älterer Herr versuchte als Dehnübung das Geländer des Altonaer Balkons wegzuschieben, während sein weißer Flokati-Hund ihm geduldig dabei zusieht, das Pärchen mit den 2 dunklen Hunden, die mich im Winter immer erschreckt haben, wenn sie plötzlich aus der Nacht auftauchten, war nirgends zu sehen, weder die blonde Schönheitskönigin mit den Gewichten in der Hand lachte mir entgegen, während ihr Pferdeschwanz hin und her schwingt, noch die verbissene Läuferin, mit dem Kapuzenshirt, die schon einen kleinen Trampelpfad in den Rasen gejoggt hat, rannte an mir vorbei, selbst der dicke Seebär mit dem lustigen Dackel, den er ständig „Frauchen“ ruft, war nicht zu hören.

Heute Morgen hatte ich den ganzen Park für mich alleine, sogar die Häschen waren verschwunden, nur ein paar Nachtschnecken versuchten meinen Weg zu kreuzen. Irgendwie unheimlich, aber ich erklärte mir diese Stille mit dem leichten Regen, der fiel, obwohl so etwas die anderen Läufer sonst auch nicht abgeschreckt hatte.

Doch als ich dann in den kleine Waldweg bog, sah ich auf einmal eine muslimische Frau unter einem regengeschütztem Baum, die mit Akribie eine Art japanische Kampfkunst ausübte und mir dabei ein fröhliches „Guten Morgen“ entgegenrief. Ein wirklich ungewohntes Bild. Wie konnte mein gewohntes Lauf-Hamburg so schnell und gründlich sein Aussehen wechseln?

Wieder zu Hause wusste ich es dann: das Hamburg um 6.00 Uhr morgens hat nichts mit dem Hamburg um 7.00 Uhr morgens zu tun. Zu Land scheinen sich die verschiedenen Welten viel schneller abzulösen, als zu Wasser mit Ebbe und Flut…
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Mittwoch, 25. Juni 2008

Fantasie hilft …

zumindest bei der Überlistung des inneren Schweinehundes. Bei den richtigen Argumenten kuscht er dann doch. Aber es bleibt schwierig, denn der Kerl ist raffiniert, spielt mit gezinkten Karten und verspricht einem das Blaue vom Himmel.

Eine Rechtfertigung, besser im warmen Bett liegen zu bleiben, anstatt in aller Herrgottsfrühe durch den Park zu rennen, ist schnell gefunden, auch wenn körperliche Aktivität angeblich gut für unser Hirn sein soll. Da reicht dann die Aktivität des schlechten Gewissens als Gehirnjogging schon aus.

Also, was tun, wenn man alleine gegen den Sauhund nicht ankommt? Richtig: Hilfe annehmen, auch wenn es kaum etwas Schöneres gibt, als die Einsamkeit des Joggers beim morgendlichen Lauf am Flussufer. Finde ich zumindest. Ich rotte mich nicht gerne zusammen. Ebenso ungern passe ich mich dem Takt anderer an. Da bin ich eigen.

Zum Glück habe ich einen Freund, der mich via verschiedenster elektronischer Kommunikationshilfen unter liebevollen nur deshalb funktionierenden sozialen Druck setzt und der trotz meines eigenwilligen Rhythmus’ mit mir frühmorgens läuft, wenn auch in einer anderen Stadt, aber für mich deutlich spürbar. Dagegen kommt selbst der hartnäckigste Schweinehund nicht an. Touché!

Es geht natürlich auch anders
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