Tagebuch

Donnerstag, 5. Mai 2005

Abwesenheitskoordinator ...

Seit Kurzem habe ich, das kleine Rädchen im Getriebe, eine neue Zusatzfunktion: Ich bin jetzt der offizielle Abwesenheitskoordinator unseres Unternehmens. Diese Ehre ist mir erst heute so richtig bewußt geworden, wahrscheinlich weil ich ausnahmsweise auch mal abwesend war.

Jetzt koordiniere ich nicht nur die Anwesenheit der Bosse dieser Firma, die mir jetzt schon täglich das Gefühl geben, dass sie ohne mich schlicht gar nichts auf die Reihe kriegen niemals ihre so weltbewegenden Aufgaben bewältigen könnten, sondern auch ihre Abwesenheit und die all ihrer zahlreichen Untergebenen.

Es ist ein durchaus erhebendes Gefühl, immer zu wissen, wer wann wo und/oder warum abwesend oder eben nicht ist auch wenn mich kaum etwas weniger interessiert als gerade das. Ja, durch diese wundervolle Aufgabe bin ich jetzt endgültig Herrscherin über Raum und Zeit geworden.



Auf die Knie, ihr Ungläubigen!
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Montag, 2. Mai 2005

Glück gehabt ...

Den ganze Nachmittag habe ich mich schon gewundert, warum so viele Polizeisirenen zu hören waren und ständig irgendwelche Helikopter am Himmel kreisten. Andererseits hat es mich nicht so sehr interessiert, dass ich sofort nach einer Antwort gesucht hätte. Diese kam dann ganz von allein eben zufällig durch den im Hintergrund laufenden Fernseher zu mir.

Und siehe da: Ich habe mal wieder Glück gehabt! Denn ich wohne nicht in dem 300 Meter großen Evakuierungsgebiet, welches zur Stunde immer noch geräumt wird, um mit der Entschärfung der heute Nachmittag auf einer Baustelle zufällig gefundenen, tonnenschweren Bombe aus dem letzten Krieg endlich beginnen zu können. Nein, ich wohne 30 Meter daneben.

Tja, Glück muss man haben.
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Sonntag, 1. Mai 2005

Es reicht jetzt ...

Ich muss dringend mein Leben ändern. Nein, nicht ändern, sondern ordnen. Aufräumen. Freiräumen. Entmüllen.

Ich ersticke an/in den Dingen, die ich liebe. Sie haben sich im Laufe der Jahre hier zur Ruhe gesetzt angesammelt und scheinen sich auch heimlich zu vermehren. Ich sollte mich trennen. Von vielen. Von fast allen. Von allen, die ich nicht brauche. (Definiere "brauchen". HA!)

Genau das fällt mir so unendlich schwer. Loslassen. Fast unmöglich. Mit jedem Ding, das so nutzlos bei mir rumliegt, verbindet mich ein Teil meines Lebens, erinnert mich an eine bestimmte Begegnung oder Begebenheit, die ich ungern vergessen und schon gar nicht in den Müll werfen möchte.

Es ist nicht nur besonders schwer für mich, Dinge wegzuwerfen (die einzige Möglichkeit für Dinge, mich zu verlassen (Freudsche Wortwahl) ist, von mir verschenkt zu werden), nein, ich habe auch diese elendige Eigenschaft, mit ihnen, wenn ich sie schon doppelt habe, eine Sammlung zu beginnen. Furchtbar. (Jemand Interesse an ca. 30 roten Vasen? Ich brauche nämlich höchstens dreivier davon. Sie sind allerdings nur in ein liebevolles Zuhause abzugeben.)

Die meiste Zeit meines Lebens war ich davon überzeugt, dass sich die natürlich Ordnung wie von alleine einstellen würde, sobald ich den richtigen "Wohnort" des jeweiligen Gegenstandes gefunden hätte. Und falls dieser Ort sich nicht gleich finden ließe, würde eine richtige Stapelung, möglichst in quadratischer Form, die ersehnte Ordnung wenigstens vortäuschen können. Aber spätestens, wenn ich etwas suche und nicht finde, weil es eben nicht dort ist, wo es hingehört, sondern in irgendeinem Stapel untergetaucht ist, weiß ich wieder, dass es keine natürliche Ordnung gibt. Jedenfalls nicht in meiner Leben. In meinem herrscht Chaos. Tröstlich ist nur, dass es auch anderen so geht:

Hier sind so viele Gegenstände beisammen, dass es aussieht, als warteten sie nur auf den kleinsten Vorwand, um sich in ein Chaos zu verwandeln. Mir persönlich kommt es vor, als bräuchte man mich nur in diesem Raum zu schicken, um das Licht anzumachen, allein das würde zu einem Durcheinander führen, in dem man hinterher nicht einmal mehr den Schalter fände.

Das wird jetzt anders.
Ich werde mich trennen.
Nach vorne schauen, nicht zurück.
Raum schaffen für Neues.
Raum zum Atmen.

Ach, dieser Wille ist schon einmal unbändig in mir aufgeflammt und ich habe einen Teil meiner verruchten geliebten Vergangenheit auf einem Flohmarkt verramscht. Man hat mir das Zeug quasi aus den Händen gerissen, aber trotz der "Erleichterung" trauere ich immer noch den Paillettenhandschuhen und der Federboa nach (so sehr, dass ich beim nächsten Flohmarkt wieder eine Boa gekauft habe und wahrscheinlich ist es ja sogar meine, die zu mir zurückgekehrt ist), obwohl ich so etwas nie wieder tragen würde. Irgendwie ist es nur beruhigend, zu wissen, dass man es könnte, wenn man wollte.

Andere Prioritäten müssen her. Schnell. Sonst wird das nichts mehr mit der Ordnung. Jedenfalls nicht in meinem Leben. Ich werde jetzt zur Eröffnung der Strandbars gehen und länger darüber nachdenken ...
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Donnerstag, 28. April 2005

Es ist schon ein eigenartiges Gefühl ...

wenn spät abends das Telefon klingelt und die längst vergrabene Vergangenheit plötzlich hereinkommt, im Wohnzimmer Platz nimmt und es sich unaufgefordert gemütlich macht, obwohl ich sie zuerst gar nicht erkannt habe.

Noch eigenartiger ist allerdings, dass ich mich darüber ein wenig freue.




Welcome, dearest Melancholy. Sit down.
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Mittwoch, 27. April 2005

Übersprungshandlungen ...

sind meine größten Zeitfresser. Wie ein Huhn, das vor lauter Panik imaginäre Körner aufpickt, anstatt vor der großen Gefahr zu flüchten, beschäftige ich mich lieber mit nutzlosen, dafür zeitaufwendigen Dingen (schon wieder dabei ertappt), als mit denen, die dringend erledigt werden müssten (um mein Leben sozial verträglich zu machen), mir aber eher unangenehm sind. So grabe ich mich immer tiefer in meine autistische Höhle, während mir die Zeit wie Sand immer schneller durch die Finger rinnt.

Die Übersprungshandlungen meines Katers hingegen sind wohldurchdacht und effektiv. Der springt nämlich morgens so gegen 6:00 immer knapp über meinem Kopf von links nach rechts und wieder zurück, bis ich durch diese heftige Schaukelei aufwache und in die Küche schlafwandle, um ihm sein Frühstück zu kredenzen. Manche verstehen eben etwas von Zeitmanagement.

Aber, Schluss jetzt! Genug gejammert. Ich muss mich beeilen ...
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Freitag, 22. April 2005

Vorhang auf...

das tor zur welt

für's Wochenende...
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Donnerstag, 21. April 2005

On Soul-Searching ...

Man sollte nicht in alten Erinnerungskisten wühlen, wenn man sich nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen oder auch nur den alten Engeln und/oder Teufeln noch einmal begegnen will.

Blöd ist nur, wenn man etwas ganz Bestimmtes aus dieser Vergangenheit braucht, um die bevorstehende Zukunft beginnen zu können. Dringend braucht. Und man es jetzt dummerweise nicht findet.

Wie auch, wenn man es vorher so gut vergraben hat, damit es einem nie wieder zufällig in die Hände fallen kann. Es aber dann doch tut. Immer zur falschen Zeit, aber eben nicht zur richtigen – dieser jetzt.

Dafür kommen dann Dinge zum Vorschein, die man wirklich nicht braucht, auch schon lange verdrängt hat und ohne die man wunderbar und in Ruhe und Frieden hätte leben können. Eigentlich ...


When you think you have lost something, it is usually still with you.
(Taxi Driver Wisdom)
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Mittwoch, 20. April 2005

Schlechtes Gewissen …

Allein auf meinem kurzen Weg zur Arbeit sind mir heute 17 (in Worten: siebzehn!) Jogger begegnet. Furchtbar. Dabei bin ich aus Zeitgründen heute an einer Hauptverkehrsader entlang gegangen. Wenn ich die Strecke durch den Park oder die unter am Wasser entlang gewählt hätte, hätten wahrscheinlich dreimal so viele morgendliche Renner auf meinem Gewissen herumgetrampelt. Meinem schlechten Gewissen, wohlgemerkt.

Seit Monaten will ich mich sportlich betätigen und habe sogar mit dem Gedanken gespielt, mich unter diese sportlichen Frühaufsteher zu mischen, aber GöttinseiDank war es ja in letzter Zeit entweder zu dunkel oder zu kalt oder eben beides gleichzeitig. Schließlich will ich es ja nicht übertreiben. Nun ja, jetzt habe ich keine Ausrede mehr, da der morgendliche Sonnenaufgang mir geradezu befiehlt, zu dieser frühen Stunde an die frische Luft zu gehen. Aber irgendwie fehlt mir noch die richtige Motivation, die mich dazu bringt, tatsächlich meine Laufschuhe (die ich Dank des Triathleten besitze) anzuziehen, um die Natur zu zertrampeln.

Das wird sich hoffentlich spätestens am nächsten Sonntagmorgen ändern, wenn ich mal wieder in meinem Fenster sitze, einen Kaffeebecher in der Hand und Tränen der Rührung in den Augen habe, weil die Marathonläufer von einer so begeisterten Zuschauermenge angefeuert werden. Und wenn ich dann die ersten Läufer entdecke, vor denen ich ob ihres Alters oder sonstiger Gebrechen bewundernd den Hut ziehe, schwillt meine Motivation proportional mit der Größe meines schlechten Gewissen an. Und vielleicht ist sie ja am Montagmorgen so groß, dass ich wirklich in für mich sehr untypischen Schuhen im Park anzutreffen bin. Ich bin gespannt …
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Sonntag, 17. April 2005

Think, while you shoot ...

Gestern dachte ich, während ich diese Bilder (heimlich) schoss:
"In einem früheren Leben hätte ich diesen Mann gerne geliebt."


munkacsi


Er war alt, konnte kaum gehen und nur schief stehen. Er war alleine da und durchschlich die Ausstellung verkehrt herum, wählte das Ende als Anfang. Er schob sich sehr langsam von Bild zu Bild, studierte jedes lange, sorgfältig und mit großem Interesse. Bückte sich mühsam, um auch die Beschreibungen darunter lesen zu können und schien alles andere um sich herum nicht wahrzunehmen.


gebueckt


Nur einmal lächelte er mich verlegen und irgendwie entschuldigend an, weil er bemerkte, dass ich Zeuge wurde, wie er sich an einem Pfeiler festhielt, um den Weg von einem Foto zum nächsten leichter bewältigen zu können. In diesem kurzen Moment blitzten 1000 Geschichten in seinem Gesicht auf. Das war für mich das absolut schönste Bild der sonst wirklich wunderbaren Ausstellung.


Deischtorhallen


Martin Munkácsi hat aber wahrscheinlich etwas anderes gemeint mit:
"Think, while you shoot!"
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Freitag, 15. April 2005

Big Brother …

Ich bin ja ein neugieriger Mensch und ich liebe Statistiken wirklich. Aber manchmal erfahre ich dadurch Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen will. Zum Beispiel, dass die US-Regierung öfter mal hier vorbeikommt. Womöglich ergoogelt sich Mr. Bush himself seinen Weg zu mir. Allerdings werfen die englischsprachigen Suchbegriffe, die all die Suchenden auf die falsche Fährte zu mir geführt haben, ein zumindest eigenartiges, meist aber schlechtes Licht auf eben diese.

Aber allein die Vorstellung, dass Mr. Bush nicht schlafen kann („insomnia“), sich deshalb via Internet auf die Suche macht und Begriffe wie „don’t tell ever anybody“, „killed a human being“, „make my day“ und/oder „catch 22“ eingibt und dadurch auf meiner Seite landet, lässt meine Nackenhaare augenblicklich zu Berge stehen. Auch die Kombination „glamour girl“, „groupies“, „sex at the office“ und „cockring“ würde ihn mir nicht wesentlich sympathischer machen. Einzig „bastard“, „observation“ und vielleicht noch „faithless“ empfinde ich als einigermaßen adäquat, wenn auch beängstigend.

Aber die weisen Worte von René Descartes beruhigen mich wieder:
Alles was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.
und Hugo Wuner weiß es auch besser:
Es gibt drei Arten von Lügen: die echte, die Statistik und die Wahrheit.


Also: Keep on watching me, Big Brother. I couldn't care less ...
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